Vertrauen zurückgewonnen: WM-Zuschlag für London

Monte Carlo (dpa) - Mit der Vergabe der Leichtathletik-Weltmeisterschaft für 2017 an London hat der Weltverband IAAF ein sportpolitisches Zeichen gesetzt.

„Ich sehe das so, dass wir damit zumindest in Deutschland und Europa Vertrauen zurückgewonnen haben“, sagte das deutsche IAAF-Councilmitglied Helmut Digel nach dem 16:10-Wahlerfolg der Briten in Monte Carlo gegen Doha/Katar. „Ich bin wirklich glücklich. Wir haben eine gute Wahl getroffen“, erklärte IAAF-Präsident Lamine Diack.

Der Senegalese und seine 25 Council-Kollegen entschieden sich dafür, die WM in sechs Jahren in ein sportbegeistertes Land zu vergeben, das auf Drängen der IAAF das Londoner Olympiastadion als Leichtathletik-Arena erhalten wird. Der Lockruf des großen Geldes verhallte. Das Golf-Emirat hatte neben einem 200-Millionen-Dollar-Etat (146 Millionen Euro) der IAAF noch 29 Millionen Dollar geboten: In dem Paket waren Sponsorengelder, Fernsehlizenzgebühren sowie die Übernahme der WM-Preisgelder (allein 7,2 Millionen Dollar) enthalten. „Ökonomisch wären wir dadurch für die kommenden Jahre gesichert gewesen“, sagte Digel. „Die IAAF hat sich aber für die Qualität der Leichtathletik in England entschieden.“

Der Verband hat damit auch im internationalen Sport wieder ein Signal der Glaubwürdigkeit gesetzt, die durch die umstrittene und von Korruptionsvorwürfen begleiteten Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar verlorenen gegangen war. „London hat zur richtigen Zeit die WM-Bewerbung gewonnen“, meinte Sebastian Coe, der nach den Olympischen Spielen 2012 nun als Präsident des WM-Bewerbungskomitees das zweite Sportgroßereignis an die Themse holte. „Das ist ein außergewöhnlich umfassender Erfolg für den britischen Sport.“

Erfreut war auch Englands Premierminister David Cameron. „Man könnte Olympia nicht besser fortführen als mit der WM“, meinte er. Sein ins Fürstentum gereiste Sportminister Hugh Robertson versprach „brillante Weltmeisterschaften“ und Londons Bürgermeister Boris Johnson jubilierte über die „wundervolle Nachricht für London“.

Ob in Zukunft noch oft ein europäisches Land im Wettbieten um ein solches Sportspektakel mithalten kann, ist jedoch fraglich. Berlin hatte für die WM 2009 ein Budget von 60,5 Millionen Dollar (rund 44 Millionen Euro) gehabt, London 2017 kommt mit 86 Millionen Dollar aus. Schon die Welttitelkämpfe in diesem Sommer in Daegu dürften viel mehr gekostet haben, auch die nächsten WM-Städte Moskau (2013) und Peking (2015) werden wohl erheblich mehr Geld in die Hand nehmen.

Anerkannt wurde in Monaco, dass Doha das Geld in innovative Projekte investieren wollte, die auch die Leichtathletik weiterentwickelt hätten. Dazu zählte eine Art „Aircondition-Stadium“, in dem die Temperatur nicht nur reduziert, sondern auch auf einzelne Wettbewerbe abgestimmt werden sollte. „Das waren aufregende Vorschläge“, sagte Digel. Auch IAAF-Chef Diack lobte die Kreativität im Wüstenstaat: „Ich zolle den Ideen Respekt und hoffe, dass sich Katar noch einmal bewerben wird.“ Für 2019 hat das Emirat schon abgesagt, da es für die Olympischen Spielen 2020 kandidieren will.