„Von Spinnweben befreit“: Bolt entrinnt Pleite

Rom (dpa) - Schlecht gelaufen, knapp gewonnen, Geschäft angekurbelt: Usain Bolts Siegerzeit von 9,91 Sekunden beim Diamond-League-Meeting in Rom war zwar mäßig, dennoch erlebte er eine triumphale Rückkehr.

47 000 Zuschauer kamen, um dem Weltrekordler zu huldigen.

Sprint-Superstar Bolt ging nach dem um ein Haar verpatzten Comeback hart mit sich ins Gericht. „Es ist nicht gut gelaufen, die Nerven haben mir einen Streich gespielt“, beschönigte der 24-jährige Jamaikaner nach dem knappen 100-Meter-Sieg beim Diamond-League-Meeting in Rom nichts. „Heute habe ich mich nur von den Spinnweben befreit. In der Tat war es ein total schlechtes Rennen und ich bin heilfroh, gewonnen zu haben.“

Schließlich lief der mehrfache Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler seinem Landsmann Asafa Powell 98 Meter lang hinterher, bevor er ihn um zwei Hundertstelsekunden noch schlug und zum neunten Mal im zehnten Duell bezwang. „Ich bin am Ende etwas müde geworden und habe mir zu viel Sorgen gemacht, was Usain macht“, sagte Ex-Weltrekordler Powell nach dem verlorenen Zweikampf der Sprint-„Gladiatoren“ am Donnerstagabend im Olympiastadion. „Ich habe eine wichtige Gelegenheit verpasst, doch die Saison ist noch lang.“

Abgerechnet wird in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft vom 26. August bis 4. September in Daegu/Südkorea. Bis dahin muss Bolt, der nach der Niederlage gegen Tyson Gay (USA) im August 2010 in Stockholm eine zehnmonatige Wettkampfpause einlegte, noch an seinem Selbstvertrauen und seiner Beschleunigung arbeiten.

Fast zehn Pfund hat Bolt abgespeckt und mehr Muskelmasse aufgebaut, um schneller aus dem Startblock zu kommen. In Rom sprang sein Turbo aber nur mühsam an: Für Powell wurde eine Reaktionszeit von 0,133 Sekunden gemessen, für Bolt 0,174.

Da war auch der Franzose Christophe Lemaitre (0,129), Europas schnellster Sprinter, längst auf dem Weg. „Das war enorm. Ich war bis 60, 70 Meter mit Bolt und Powell in Kontakt“, sagte der Europameister. Mit 10,00 Sekunden blieb er drei Hundertstel über seiner Bestzeit.

„Ich hatte einen schlechten Start und verspürte eine Art Panik“, bekannte Bolt. Er stellte aber auch erleichtert fest: „Ich bin wieder drin.“ Und zwar im Millionen-Geschäft des Sprints.

Der blitzschnelle Athlet aus der Karibik gilt als Sportler mit dem größtem Vermarktungspotenzial auf der Welt. In Rom löste er einen nie dagewesenen Zuschauer-Boom aus. 47 732 Menschen strömten ins Stadion und feierten ihn wie einen Popstar. Seine rund 250 000 Euro-Gage spielte er von selbst ein selbst. „Was für eine 100-Meter-Show!“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ fasziniert am Freitag.

Fortgesetzt wird die Bolt-Mania am kommenden Dienstag in Ostrava und am 9. Juni beim nächsten Diamond-League-Meeting in Oslo. „Ich bin verletzungsfrei durchgekommen und nun schaue ich auf die nächsten Rennen“, meinte Bolt. Noch liegt Steve Mullings mit 9,89 Sekunden in der Weltbestenliste des Jahres vor ihm.

Bevor er seinem Landsmann auf die Pelle rückt, legt Bolt am Samstag einen Zwischenstopp in London ein. Im Wembley-Stadion wird der Fußball-Fan das Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United besuchen. „Es geht 2:1 für Manchester aus“, hofft der United-Anhänger.