Zehnkämpfer Behrenbruch: Ende der Durststrecke
Götzis (dpa) - Die Zeit ist reif. 2011 soll das Jahr des Pascal Behrenbruch werden. Deutschlands bester Zehnkämpfer will bei der WM in Daegu eine Medaille. Es wäre seine erste bei einem internationalen Großereignis.
Der Frankfurter hat es drauf, die WM-Norm will er in Götzis abhaken.
Im besten Zehnkampf-Alter will Behrenbruch alles auf zwei Karten setzen. „Die WM 2011 und Olympia 2012 - für einen Angriff sind diese beiden Jahre perfekt. Da gibt es für mich kein Zurück mehr. Wer einmal eine Legende werden will, muss die 8600 Punkte machen und eine internationale Medaille gewinnen“, sagte Deutschlands bester Leichtathletik-Allrounder in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Bei seinem sechsten Start im Mehrkampf-Mekka Götzis will der 26-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt am Wochenende kurzen Prozess machen. „Mindestens 8200 Punkte, die WM-Norm - das ist das klare Ziel. Alles andere ist Quatsch, das bringt nichts“, meinte der Schützling von Trainer Jürgen Sammert. „Wir beide arbeiten schon Jahre daran, eine internationale Medaille zu gewinnen.“
Das Potenzial für 8600 Punkte hat Behrenbruch, doch der Sprung aufs Podest ist dem manchmal übermotivierten und sehr selbstbewussten Hessen noch nicht gelungen. EM-Fünfter 2006 in Göteborg, WM-Sechster 2009 beim Heimspiel in Berlin. Da geht noch was: Bei den Weltmeisterschaften in Daegu/Südkorea (27. August bis 4. September) und Olympia im Sommer 2012 in London will der Hunde-Liebhaber richtig „beißen“ und um eine Medaille kämpfen.
Behrenbruch strotzt vor Kraft - und genau das ist im Moment sein Handicap. „Früher war die Schnelligkeit meine schärfste Waffe. Jetzt stemme ich im Training 95 Kilo, mit drei Wiederholungen. Manchmal fühle ich mich wie ein Panzer“, erklärte der 1,96 Meter große und 94 Kilo schwere Modellathlet. „Bei aller Kraft fehlt mir dann die Geschmeidigkeit - aber wenn beides zusammenkommt, dann geht's ab!“
Seine Bestleistung steht seit der WM 2009 bei 8439 Punkten; im Vorjahr konnte Behrenbruch bei seinen zwei Zehnkämpfen da nichts draufpacken. Viel schlimmer war für ihn, dass er trotz erfüllter Norm nicht mit zur Europameisterschaft nach Barcelona durfte. Der Frankfurter war nach einer Verletzung noch nicht ganz fit, deshalb nominierte ihn der Deutsche Leichtathletik-Verband nicht.
„Damals habe ich mich wie ein kleines Kind gefühlt, dem etwas verboten wird. Aber das ist verdrängt, da ist kein Frust mehr“, versichert der neue Frontmann der deutschen Zehnkampf-Garde. Bundestrainer Rainer Pottel bescheinigt Behrenbruch ein „Potenzial von 8500 bis 8600 Punkten. Ziel muss die persönliche Bestleistung sein. Mindestens 8500 braucht man auch, um international aufs Treppchen zu springen“, meint der Berliner.
Schnelligkeit und Kraft sind Behrenbruchs Stärken. Luft nach oben gibt es aber auch noch. „An der technischen Sicherheit muss er noch arbeiten“, meint Pottel. Behrenbruch sieht das auch so. Den ganzen März, im Trainingslager in Südafrika, hat er schwer geschuftet, aber auch viel Spaß mit den Kollegen gehabt.
Nur der letzte Tag hätte fast tragisch enden können. „Wir haben eine Bergwanderung auf einem nicht markierten Weg gemacht. Die zwei Liter Wasser waren bei der brütenden Hitze schnell weg. Wir wären fast verdurstet“, erzählt Behrenbruch. „Aber ich liebe das Risiko, diesen Kick, den brauche ich.“ Nur keine Durststrecke mehr.