Weltmeister Holzdeppe gelassen: „Knoten wird platzen“

Ostrau (dpa) - Die Höhe fehlt noch, aber die Form stimmt. Und die Geduld hat er auch. Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Von wegen Formtief!

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Schon am Donnerstag will der Höhenjäger in Ingolstadt die nächste Stufe zünden und im sechsten Anlauf endlich die EM-Norm abhaken. „Irgendwann wird der Knoten schon platzen. Die Formkurve zeigt auf jeden Fall nach oben. Ich fahre mit einem guten Gefühl nach Hause“, sagte der 24-Jährige am Dienstagabend nach dem Leichtathletik-Meeting im tschechischen Ostrau.

Die Anfangshöhe 5,53 Meter überquerte Holzdeppe im Městský-Stadion im zweiten Versuch, damit stellte er seine persönliche Saisonbestleistung ein. Doch die 5,63 Meter packte der Mann vom LAZ Zweibrücken nicht mehr, selbst dann hätten noch sieben Zentimeter zur EM-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gefehlt. „Ich bin ein bisschen verärgert“, gab Holzdeppe zu, „es ist ein bisschen doof gelaufen. Die 5,63 habe ich zweimal knapp gerissen. Die hätten auch liegenbleiben können“, meinte der Überraschungs-Weltmeister von Moskau nach seinem fünften Freiluft-Auftritt im EM-Jahr. „Es war mehr drin.“

Vielleicht packt er die Norm für den Saisonhöhepunkt in Zürich (12. bis 17. August) schon in Ingolstadt. Holzdeppe wäre dann der Vierte im Bunde der DLV-„Stabis“: Die Leverkusener Tobias Scherbarth (5,73) und Karsten Dilla (5,70) sowie Malte Mohr (Wattenscheid/5,70) haben die DLV-Vorgabe bereits erfüllt. Holzdeppe will die Norm möglichst noch vor den deutschen Meisterschaften in Ulm (26./27. Juli) knacken.

Erinnerungen an das Jahr 2012 werden wach, auch beim Stabhochsprung-Bundestrainer. „Da war es ähnlich. Da ist er auch erst auf den letzten Drücker auf den Olympia-Zug aufgesprungen“, sagte Jörn Elberding am Mittwoch der dpa. „Der Knoten wird platzen! Raphael hat enormes Potenzial. Die 5,80 traue ich ihm voll und ganz zu. Aber das ist eine Entwicklung, die erst mal über 5,70 gehen wird“, betonte der Bundestrainer.

Die „große Konstanz“ sei nie ein Merkmal in der Karriere von Holzdeppe gewesen, erklärte Elberding. „Wie ist es anders zu erklären, dass der jüngste Springer bei der WM den Titel holt?“ Das EM-Ticket für Zürich wird sich der Weltmeister, der immerhin eine Bestleistung von 5,91 Meter hat, sicher noch holen. „Wenn alles normal läuft, gehe ich davon aus“, bekräftigte Elberding. „Wir haben jetzt schon drei Normerfüller. Es sieht also ganz gut aus.“

Aus dem Trio will Holzdeppe nun ganz schnell ein Quartett machen. „2012 bin ich mit einer Saisonbestleistung von 5,55 Meter zur DM gefahren. Erst dort ist der Knoten dann geplatzt. So weit will ich es in diesem Jahr nicht kommen lassen“, versicherte der Schützling von Trainer Chauncey Johnson. Ob Ingolstadt oder Ulm - egal. Hauptsache Zürich.