Wlodarczyk-Hammer: Weltrekord beim ISTAF
Berlin (dpa) - Das war der Hammer! Europameisterin Anita Wlodarczyk hat Diskus-Ass Robert Harting in seinem „Wohnzimmer“ die Schau gestohlen.
Beim 73. Berliner ISTAF schleuderte die Polin den Hammer 79,58 Meter weit und übertraf den über drei Jahre alten Weltrekord von Betty Heidler um 16 Zentimeter. Auf der Ehrenrunde mit der Nationalfahne wurde die 29-Jährige nach dem besten Hammerwurf-Wettkampf der Geschichte von den 45 322 Zuschauern im Olympiastadion stürmisch gefeiert.
Zuvor hatte Diskus-Ass Robert Harting das Dutzend voll gemacht und sich beim ältesten deutschen Leichtathletik-Meeting erneut als Chef im Ring präsentiert. 18 Tage nach seinem Triumph bei der EM in Zürich gewann der Olympiasieger sein Heimspiel souverän: Seine Fans bejubelten ihren Liebling nach seinem Siegwurf auf glänzende 68,21 Meter. Doch nur eine Stunde später kam der Hammer von Wlodarczyk mit dem dritten Weltrekord ihrer Karriere.
„Ausgerechnet hier“, stöhnte Harting, als Wlodarczyk für das Highlight im Olympiastadion sorgte. Der 16. Weltrekord in der über 90-jährigen Geschichte des Klassikers war ein Coup mit Ansage: Denn die Polin hatte sich vorher bei den ISTAF-Machern schon mal nach der Weltrekordprämie erkundigt: Nun kann die Olympia-Zweite 50 000 Dollar zusätzlich einstreichen. Betty Heidler, in Berlin geboren, lag als Zweite schon 4,38 Meter hinter der grandiosen Hammer-Frau aus Polen.
Für weitere Höhepunkte aus deutscher Sicht sorgten die beiden Kugelstoß-Europameister: Christina Schwanitz und David Storl trumpften zum Saisonende noch einmal auf und ließen sich nicht überraschen. Schwanitz setzte sich im letzten Versuch mit 19,53 Metern knapp vor der Russin Jewgenia Kolodko (19,43) durch. Der Sachse Storl gewann mit 21,41 Metern.
„Schön, dass wir diesmal so viel Aufmerksamkeit bekommen haben“, sagte Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), die sich bis zum letzten Versuch motivieren konnte: „Ehrgeiz, Spaß und die Anfeuerung des Publikums gaben den Ausschlag.“
Für den nimmermüden Harting, der derzeit auch seine Bachelor-Arbeit schreibt, war es schon der zwölfte Saisonsieg - nur einmal hat Mr. Diskus bisher im EM-Jahr verloren. Beim 73. ISTAF, das seit 2010 zur World-Challenge-Serie gehört, war es für ihn schon der fünfte Sieg hintereinander. Der Magdeburger Martin Wierig lag als Zweiter mit 66,13 Metern am Ende mehr als zwei Meter zurück.
„Siege werden nie langweilig, und diese Art der Präsentation beim ISTAF hat mir fantastisch gefallen“, lobte Publikumsliebling Harting das moderne Konzept des ISTAF 3.0. „Titel sind wichtig für meine Existenz, aber mental ist dieser Sieg für mich wichtiger als jener bei der EM in Zürich. Seinen letzten Wettkampf will der Ring-Recke am 5. September beim Diamond-League-Finale in Brüssel bestreiten. „Ich habe die Einladung vom Meeting-Direktor seit Samstagabend in der Tasche“, sagte der 29-Jährige. „Ich habe die einmalige Chance zu gewinnen.“ Dann hätte der Berliner auch 50 000 Dollar - für den Tagessieg und den Gesamterfolg im Diamond Race.
Antje Möldner-Schmidt, in Zürich Überraschungs-Europameisterin über 3000 Meter Hindernis, war mit ihrem Rennen zufrieden. Auf Platz fünf in 9:34,49 Minuten kam sie immerhin auf ihre zweitbeste Saisonzeit. Damit lag die 30-Jährige aus Cottbus knapp acht Sekunden hinter der Siegerin Ruth Jebet aus Brunei (9:26,94). „Das Publikum war faszinierend. Bei der Hymne hatte ich schon wieder fast Tränen in den Augen“, gab sie zu. „Als Europameisterin nimmt man alles viel emotionaler wahr.“
Für ein weiteres Top-Resultat der dreistündigen Gala sorgte der Äthiopier Mohammed Aman über 800 Meter: Der Weltmeister gewann in starken 1:43,52 Minuten.