WM-Saison vorbei: Bolt will nur noch „chillen“
Brüssel (dpa) - Für einen Moment verschwand das Lächeln aus dem sonst so strahlenden Gesicht von Usain Bolt. Ein Journalist wollte am Freitagabend in Brüssel von ihm wissen: „Wie oft sind Sie in diesem Jahr eigentlich kontrolliert worden?
“
Auf Fragen zum Thema Doping reagiert der Weltmeister und Olympiasieger aus Jamaika wahlweise pampig, humorig oder gar nicht. Es ist ein Thema, das er in keinem Fall an sich herankommen lassen will. Also antwortete er auch diesmal leicht genervt: „Mal kommen sie (die Kontrolleure) sechsmal im Monat, dann zwei Monate lang gar nicht, auf einmal stehen sie wieder dreimal pro Woche vor der Tür. Sie können das doch im Internet nachlesen - auf der Seite der IAAF.“
Für Usain Bolt war das Diamond-League-Finale der Leichtathleten in Brüssel das Spiegelbild einer äußerst turbulenten Saison. Rein sportlich gesehen lief er seinen Konkurrenten genau wie bei der WM in Moskau noch einmal davon: Der Superstar gewann das 100-Meter-Rennen in 9,80 Sekunden vor Michael Rodgers (USA/9,90), Nesta Carter (Jamaika) und Justin Gatlin (USA/beide 9,94). Auch seinen Nimbus hat der 27-Jährige noch immer nicht verloren. Den 48 000 Zuschauern im stimmungsvollen König-Baudouin-Stadion wurde er vollmundig angekündigt als der „berühmteste Sportler der Welt“.
Allerdings wird er auch das Thema Doping seit zwei Monaten nicht mehr los. Im Gegensatz zu seinen beiden Rivalen Asafa Powell (Jamaika) und Tyson Gay (USA) ist Bolt selbst bislang nie positiv getestet worden. Aber spätestens seit deren Überführung im Juli werden auch seine Erfolge immer misstrauischer beäugt.
Wahrscheinlich war Bolt auch deshalb selten einmal so erleichtert, als eine lange Saison endlich zu Ende ging. „Ich hatte vom ersten Moment an ein Lächeln im Gesicht, als ich ins Stadion kann, denn ich wusste genau: Dies ist mein letztes Rennen in diesem Jahr“, sagte er in Brüssel. Abgesehen von den Momenten rund um die Frage zu seinen Dopingkontrollen sollte der Superstar diese Launen den gesamten Freitagabend über nicht mehr verlieren. Im gelben Schlabber-Look und mit einem breiten Grinsen erzählte er, was er in den kommenden Wochen so alles vor hat: „Relaxen, mit Freunden chillen und Fußball spielen, meine Familie besuchen“, meinte er.
Bolts einziges Problem in der nächsten Zeit ist ein vergleichsweise luxuriöses: Was macht er in den kommenden drei Jahren bis zum letzten verbliebenen großen Ziel seiner Laufbahn? Rekord-Weltmeister mit acht Titeln ist er ja im Alter von 27 Jahren bereits, also möchte er 2016 in Rio de Janeiro unbedingt zum dritten Mal in Serie drei olympische Goldmedaillen holen und danach aufhören.
Aber bis dahin? Noch einmal einen seiner Fabel-Weltrekorde zu verbessern, hält mittlerweile selbst Bolt für unrealistisch. „Das wird immer schwerer“, sagte er in Brüssel. „Der 100-Meter-Weltrekord ist am härtesten zu brechen, da kommt es sehr stark auf technische Fragen an. Über 200 Meter wäre es eher möglich, da sehe ich noch Raum für Verbesserungen, falls ich verletzungsfrei bleibe.“
Mangels anderer Herausforderungen denkt der Jamaikaner sogar darüber nach, im kommenden Nicht-WM-Jahr erstmals bei den Commonwealth Games zu starten, dem sportlichen Wettstreit der früheren britischen Kolonien. „Ich bin da in Diskussionen mit meinem Coach“, sagte er. „Solche Entscheidungen treffe ich nicht ohne ihn. Ich werde mich auf 2014 genauso gut vorbereiten wie auf jedes Jahr.“