Zehnkämpfer Behrenbruch geht seinen Erfolgsweg
Götzis (dpa) - Der Stachel der Enttäuschung saß auch in der Stunde des Erfolgs tief. „Bester Deutscher? Über diesen Begriff möchte ich nicht sprechen. Ich bin Dritter in der Welt geworden“, sagte Zehnkampf-Querkopf Pascal Behrenbruch nach seinem starken Auftritt über Pfingsten in Götzis.
Mit 8433 Punkten hat er nicht nur die Olympia-Qualifikation geschafft, sondern auch einen Sieg über den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gefeiert. Sieger wurde der Belgier Hans van Alphen (8519 Punkte) vor dem Niederländer Eelco Sintnicolaas (8506).
Der DLV hatte den Weltmeisterschafts-Siebten im Herbst 2011 aus dem „Top Team“ für die Olympischen Spiele in London geworfen, woraufhin er seine Koffer packte und nach Estland zog. In Tallinn ließ er sich von dem Olympiasieger von 2000, Erki Nool, und Trainer Andrej Masarow fit machen. „Es war der richtige Weg, zu gehen. Ich kann nun mein Ding machen, frei entscheiden“, sagte der 27-jährige eigenwillige Frankfurter. „Die richten sich jetzt nach mir.“
DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen will nun in einem Gespräch mit ihm ausloten, wie der Verband Behrenbruch bis zu den London-Spielen unterstützen kann. „Das Tischtuch ist nicht zerschnitten. Ziel war es nur, ihm zum Nachdenken zu bringen.“
Ein Hauptstreitpunkt mit dem „Enfant terrible“ ist die Teilnahme an den Europameisterschaften in Helsinki, die nur fünf Wochen vor Olympia stattfinden. „EM und Olympia sind machbar. Ich möchte in diesem Jahr eine Medaille gewinnen“, erklärte Behrenbruch.
Viel Freude und weniger Probleme hat der DLV mit Rico Freimuth, der als Vierter mit 8322 Punkten ebenfalls das Ticket nach London in der Tasche hat. „Ich bin mächtig glücklich, dass mein Traum in Erfüllung gegangen ist“, freute sich der 24-Jährige aus Halle an der Saale. „In London will ich mit 110 Prozent an den Start gehen.“ Dass er bei der WM 2011 aufgeben musste, ist keine Hypothek mehr für ihn. „Ich bin dadurch bestärkt worden, habe härter trainiert“, sagte Freimuth. „In Götzis habe ich gezeigt, dass ich keinen Knick habe.“
Pech hatte sein Freund Michael Schrader, der bei seinem ersten großen Auftritt nach dem Götzis-Sieg 2009 nach acht Disziplinen wegen Wadenproblemen aufgeben musste. „Mein primäres Ziel waren nicht die Olympischen Spiele, sondern gesund durchzukommen“, sagte der Leverkusener. Abwägen will er nun, ob er in zwei Wochen bei der letzten Olympia-Ausscheidung in Ratingen antritt: „Ich darf keine Verletzung riskieren, die mir die nächsten Jahre versaut.“