Interview Lutz Pfannenstiel: „Fortuna Düsseldorf ist ein Abstiegskandidat“

Wiesensee · Fortuna Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel warnt trotz der guten vergangenen Saison vor übertriebenen Erwartungen – und kündigt weitere Transfers an.

Will Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga etablieren: Sport-Vorstand Lutz Pfannenstiel.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Lutz Pfannenstiel wird inzwischen vom Piloten bei seinem Vielfliegerprogramm persönlich begrüßt, und auch das Autobahn-Netz in Deutschland kennt der Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf fast auswendig. So blieb sein Besuch im Trainingslager am Wiesensee, wo sich die Profis des Fußball-Bundesligisten vorbereitet, ebenfalls nur eine Stippvisite. Dennoch nahm er sich Zeit für ein Interview.

Glückwunsch, dass der Raman-Deal mit der Zugabe von Bernard Tekpetey endlich über die Bühne ist.

Lutz Pfannenstiel: Am Ende des Tages ist die Kuh vom Eis und beide Spieler trainieren mit ihren neuen Vereinen. Es war ohne Frage kein einfacher Transfer, aber jetzt muss der Blick nach vorne gehen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Kaderplanung der Fortuna bisher?

Pfannenstiel: Wir sind absolut im Soll. Wir haben uns auf die wichtigsten Transferziele konzentriert. An der Spitze ist dies die Verpflichtung von Dawid Kownacki, der für jetzt und die Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Es ist auch ein Statement des Vereins, dass wir einen Spieler holen, der riesiges Potenzial hat und ein herausragender Bundesliga-Spieler werden kann. Es war alles andere als einfach, ihn zu holen. Seit dem 27. Dezember, als ich mich das erste Mal mit ihm getroffen habe, ist sein Verhältnis zum Verein gewachsen. Nach der EM-Teilnahme hat er noch Sonderurlaub und wird nächste Woche einsteigen.

Musste sich die Fortuna dafür gewaltig strecken? 7,5 Millionen sind ja kein Pappenstiel.

Pfannenstiel: Der ursprünglich geforderte Betrag war ja um einiges höher, somit denke ich, dass wir einen für uns attraktiven Deal konstruiert haben. Dawid ist für uns finanzierbar. Ich bin da sehr konservativ, und wir würden nichts unternehmen, was ein Risiko für den Verein bedeuten würde. Das ist explizit mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat abgeklärt.

Kownacki, Pledl, Tekpetey und wer noch?

Pfannenstiel: Die Öffentlichkeit sieht ja nur die Spieler, die auf dem Trainingsplatz stehen oder bereits fest verpflichtet wurden. Die Kaderplanung ist hingegen schon drei Schritte weiter. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der nächste Transfer verkündet wird. Auch wir haben noch mehrere Optionen, und wir werden zeitnah eine Entscheidung treffen. Es bleibt dabei: Wir werden keine Schnellschüsse abgeben. Da werden wir uns von niemandem zu irgendwelchen Transfers treiben lassen. Wir machen das ganz gezielt und punktuell. Zudem hat sich der Kader der letzten Saison, der Großes leisten konnte, unser Vertrauen verdient, so dass das Gesicht der Mannschaft sich nicht so stark verändern wird. Wir wollen das Gerüst zusammenhalten. Wir haben nicht mit den älteren Spielern verlängert, weil sie gute Stimmung in der Kabine machen. Sie haben sich jeden Tag ihres neuen Vertrages hart erarbeitet.

Woran lassen Sie sich persönlich messen?

Pfannenstiel: Ich bin nur ein kleines Rädchen in einem bisher gut funktionierenden System. Für mich zählt nur der Erfolg der Fortuna als Ganzes. Ab und zu dauert es mal länger mit den Transfers, deshalb lassen wir uns daran messen, was am Ende als Platzierung herauskommt. Wir werden von unserem Plan nicht abweichen, da bin ich ganz entspannt.

Es steht das Gerücht im Raum, dass Sie sich mit Trainer Friedhelm Funkel nicht verstehen.

Pfannenstiel: Das ist völliger Blödsinn und falsch. Wir verstehen uns sehr gut. Ich hatte nie ein Problem mit ihm, und das ist noch untertrieben. Wir sehen den Fußball ähnlich und auch bei den Spielern sind wir uns in der Einschätzung ihrer Qualitäten einig. Wenn wir beide auf einer einsamen Insel leben müssten, hätten wir definitiv eine gute Zeit. Also auch menschlich passt es. Friedhelm Funkel macht einen Riesen-Job. Dass er der Vater des Erfolgs im vergangenen Jahr war, ist schlichtweg ein Fakt.

Hatten Sie sich vorgestellt, dass die Arbeit bei der Fortuna so stressig wird?

Pfannenstiel: Das habe ich nicht anders erwartet. Sportlich lief es bislang sehr gut, daher ist diese Arbeit sehr angenehm. Auch außerhalb des Sports ist die Fortuna ein lebendiger Klub. Aber genau das gefällt mir.

Wie geht es weiter?

Pfannenstiel: Es ist unsere Aufgabe, und die fordert uns alle heraus, dass wir die vergangene Saison bestätigen. Wir dürfen den Bogen aber nicht überspannen. Die Realität ist: Wir wollen in der Liga bleiben, das ist das einzige Ziel. Wenn wir einigermaßen an die Leistungen der vergangenen Saison herankommen, haben wir eine Chance, das zu schaffen. Wir sind jetzt einer von fünf, sechs Abstiegskandidaten. Jeder Punkt ist wichtig für den Kampf um den Klassenerhalt. Es wird auch mal eine Delle kommen, und da darf auch das Umfeld nicht nervös werden. Alles oberhalb von Platz 15 wäre ein Bonus. Ab der Saison 20/21 möchten wir uns gerne in der Liga etablieren und nicht als Abstiegskandidat in die Spielzeit gehen. Dann wären wir weiterhin auf dem richtigen Weg.