Michalaks Gold-Coup - Tränen statt Staffel-Bronze
Stettin (dpa) - Nach Paul Biedermanns Titel geht erneut EM-Gold nach Halle/Saale. Theresa Michalak gewann bei der Kurzbahn-EM überraschend die 100 Meter Lagen und schwamm deutschen Rekord. Für die Lagen-Staffel gab es eine Enttäuschung: Das Quartett wurde disqualifiziert.
Theresa Michalak hat mit einem Gold-Coup die Medaillenbilanz der deutschen Schwimmer bei der Kurzbahn-EM aufgestockt. Die 19-Jährige gewann etwas überraschend über 100 Meter Lagen und sorgte für den vierten deutschen Sieg in Stettin. In 59,05 Sekunden verbesserte die EM-Dritte des Vorjahres um 5/100 den zwei Jahre alten deutschen Rekord von Britta Steffen aus der Ära der Hightech-Anzüge.
„Ich bin total überwältigt, dass es endlich mal geklappt hat. Ich habe mir das so gewünscht. Es wurde Zeit, dass ich endlich mal was Gutes schaffe, das war sensationell von mir“, sagte Michalak nach ihrem ersten internationalen Titel. Die Hallenserin hatte vor zwei Wochen bei der deutschen Meisterschaft noch wegen eines Magen-Darm-Infekts passen müssen. „Ach, die Krankheit war mir total egal, ich habe mir das nicht so zu Herzen genommen“, sagte sie. „Jetzt weiß man, dass Theresa Michalak im deutschen Schwimmsport existiert, nicht nur Britta oder Paul.“ Steffen konnte den Rekord-Verlust verschmerzen: „Das wurde ja auch mal Zeit“, sagte sie lächelnd.
Die Lagen-Staffel der Frauen wurde disqualifiziert. Jenny Mensing (Essen), Dorothea Brandt, Doris Eichhorn und Britta Steffen (alle Berlin) schlugen zwar als Dritte an, doch es wurde ein Wechselfehler moniert. „Ich weiß nicht, was die da gesehen haben, ich kann es nicht nachvollziehen“, sagte Brandt unter Tränen. Nach Auswertung der Kampfrichter soll sie zu früh ins Wasser gesprungen sein. „Ich gehöre nicht zu den Schwimmern, die pfuschen.“ Dänemark gewann in 1:46,48 Minuten, Rang zwei ging an Russland vor Polen.
Silke Lippok belegte über 400 Meter Freistil Platz sieben und verpasste in 4:05,69 knapp die im Vorlauf aufgestellte persönliche Bestzeit. „Es war anstrengender als heute Morgen“, sagte Lippok, die am Sonntag auf den 200 Metern Freistil größere Medaillenchancen hat. Zum Titel schwamm die Spaniern Mireia Belmonte Garcia in 3:56,39.
Christian Kubusch kam über 1500 Meter Freistil nicht über Platz 13 hinaus. Der Magdeburger schlug nach 14:56,57 Minuten an. Den EM-Titel holte überraschend der Pole Mateusz Sawrymowics, der bereits am Morgen im als langsamer eingeschätzten Zeitlauf 14:29,81 Minuten schwamm. 7/100 Sekunden zurück wurde der Däne Mads Glaesner als Sieger des abendlichen Zeitlaufs Zweiter.
Erik Steinhagen (Essen) wurde in 26,94 Sekunden über 50 Meter Brust beim Sieg des Italieners Fabio Scozzoli (26,25) Zehnter. Weitere Titel gingen an Laszlo Cseh (Ungarn) über 200 Meter Schmetterling, Sergej Fesikow (Russland/100 Meter Freistil) und Anastasia Zujewa (Russland/50 Meter Rücken).
Den Endlauf über 100 Meter Rücken erreichten Junioren- Europameister Christian Diener (Cottbus) als Halbfinal-Dritter und Jan-Philip Glania (Frankfurt/Main) als Vierter. Auch Franziska Hentke (Magdeburg/100 Meter Schmetterling) qualifizierte sich als Fünfte für das Finale. Im Halbfinale scheiterte Jenny Mensing (50 Meter Rücken).
Titelverteidiger Markus Deibler zog als Gesamt-Dritter über 100 Meter Lagen ins Finale an diesem Sonntag ein. Noch am Morgen sah sich der Hamburger nach den Vorläufen wegen seiner harten Olympia-Vorbereitung nicht als Mitfavorit, am Abend änderte er seine Meinung: „Eine Medaille ist drin, da die anderen auch nicht schneller schwimmen“, sagte der jüngere Deibler-Bruder.