Elektrische Rennserie „Absolute Krönung“: Di Grassi neuer Formel-E-Champion
Montreal (dpa) - Nach dem ersten Titelgewinn in 16 Jahren als Rennfahrer fühlte sich Formel-E-Champion Lucas di Grassi endlich am Karriereziel.
„Ein Traum ist wahr geworden. Dieser Erfolg ist die absolute Krönung“, schwärmte der Brasilianer nach seinem Triumph im Saisonfinale der vollelektrischen Rennserie in Montréal. Zugleich bereitete der 32-Jährige mit seinem etwas unerwarteten Gesamtsieg die perfekte Bühne für den werksseitigen Formel-E-Einstieg von Autobauer Audi, der zur kommenden Saison di Grassis Abt-Team übernimmt.
Mit dem Engagement der Ingolstädter beginnt die nächste Entwicklungsphase der zunächst oft belächelten Rennserie. Schon bald werden auch die Audi-Rivalen BMW, Mercedes und Porsche mit eigenen Formel-E-Werksteams folgen und dann Renault, Citroen und Jaguar Konkurrenz machen. „Das unterstreicht die wachsende Bedeutung des rein elektrischen Motorsports“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass.
Die Formel E soll den Herstellern immer mehr als Plattform für die Entwicklung der E-Mobilität dienen und könnte sich so zur echten Alternative zur Formel 1 mausern. „Ich habe vom ersten Tag an die Formel E geglaubt, weil sich die Welt und damit auch der Motorsport wandelt“, sagte di Grassi. 2010 war der Routinier aus Sao Paulo 18 Formel-1-Rennen als Teamkollege von Timo Glock für Virgin gefahren. In der Formel E ist er seit der ersten Saison 2014/15 dabei.
Im Debütjahr reichte es zu Rang drei, in der Vorsaison wurde di Grassi Zweiter. Auch in diesem Jahr sah es lange nicht nach dem ersten Titel aus. Titelverteidiger Sebastien Buemi hatte zwischendurch schon 43 Punkte Vorsprung. „Ich habe immer gesagt, dass wir nie aufgeben und bis zum letzten Meter kämpfen werden“, betonte di Grassi. Erst im vorletzten Saisonrennen am Samstag übernahm er die Gesamtführung und rettete einen Tag später dank Platz sieben den Erfolg ins Ziel. Der Schweizer Buemi verspielte durch zwei Unfälle und eine Disqualifikation den Titel noch.
„Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir hatten hier nichts zu verlieren und genau das war am Ende neben einem Nullfehler-Job der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Teamchef Hans-Jürgen Abt. Im Dezember beginnt beim Start der nächsten Formel-E-Saison in Hongkong dann eine neue Zeitrechnung für Abt und Audi. Das Werksteam aus Ingolstadt wird dann von Beginn an der Gejagte sein.