Alonsos harter Kampf im WM-Rennen: „Wie Rocky“

Barcelona (dpa) - Fernando Alonso sieht sich im Kampf um den Formel-1-Titel wie Filmstar Sylvester Stallone in seiner berühmten Boxerrolle.

„Ich fühle mich wie Rocky, immer im Kampf zu Beginn dieser Weltmeisterschaft“, sagte der zweifache Formel-1-Champion vor seinem Heimrennen an diesem Wochenende auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona. Der Spanier muss derzeit ebenfalls viele Niederschläge einstecken. Gelingt Ferrari nicht bald eine deutliche Steigerung, droht im Titel-Fight sogar der vorzeitige k.o. Aber wie Rocky ist Alonso ein zäher Kämpfer. „Wir geben nie auf“, versicherte er.

Rein rechnerisch sieht Alonsos Position gar nicht so schlecht aus. Vor dem Großen Preis von Spanien am Sonntag liegt er als WM-Fünfter mit 43 Punkten nur zehn Zähler hinter dem Weltmeister und Spitzenreiter Sebastian Vettel (53). Aber der Schein trügt: Ohne seinen sensationellen Sieg im Regenchaos von Sepang wäre der Rückstand auf die Top-Plätze wesentlich größer. Alonso und Ferrari waren über den unerwarteten Triumph im zweiten Saisonrennen ebenfalls überrascht und räumten ein, dass dies das tatsächliche Potenzial des F2012 nicht repräsentiere.

Die anschließenden ernüchternden Resultate in China (9.) und Bahrain (7.) dokumentierten, wo die Scuderia vor dem Europaauftakt wirklich steht, zumal Teamkollege Felipe Massa mit für Ferrari eigentlich nicht akzeptablen zwei Punkten nach vier Rennen auf WM-Rang 17 herumzockelt.

„Wir sind mit unserem Start in die neue Saison nicht zufrieden“, räumte der erneut unter enormem Druck stehende Teamchef Stefano Domenicali ein. Aber ehrlich gesagt wussten wir das schon nach den Wintertests.“ Trotz allem sei Ferrari eine „ideale Schadensbegrenzung“ gelungen.

Alonso stimmte zu, dass die vier Überseerennen einigermaßen glimpflich ausgegangen seien, aber nun müsse ein deutlicher Aufwärtstrend erfolgen. Die Fahrt mit dem stark entwicklungsbedürftigen roten Renner am Limit bezeichnete der 30-Jährige als „Drahtseilakt in 30 Meter Höhe“.

Sollte die Scuderia in Spanien die Ergebnisse der jüngsten Testfahrten auf der Heimstrecke Mugello bestätigen können, droht indes kein Absturz. Beim verregneten Auftakt fuhr Alonso sogar die schnellste Runde. Auf alle drei Tage bezogen glückte ihm die drittbeste Zeit.

„Wir sind jetzt in einer besseren Position als zu Beginn der Saison“, sagte Alonso. Aber trotz der Fortschritte forderte er ungeduldig weitere Entwicklungsschritte: „Es gibt immer noch viele Bereiche des Autos, die wir verbessern müssen. Wir müssen den Rückstand auf die Spitze verringern - und zwar sofort. Wir wissen, dass es dafür keinen Wunderknopf gibt.“

Ebenso wenig können Alonso und sein Team auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs, der allgemein als Gradmesser für das Potenzial eines Rennwagens gilt, auf ein Wunder hoffen. „Wir können nichts versprechen, aber wir geben 100 Prozent“, sagte er. „Das ist keine Mathematik, sondern Sport.“ Dass dem Doppel-Weltmeister auf dem Circuit de Catalunya nach 2006 der zweite Sieg gelingt, ist unwahrscheinlich. Aber auch Rocky stand rundenlang vor dem K.o., ehe er glorreich zurückschlagen konnte.