Cortese möchte erster Moto3-Weltmeister werden

Doha (dpa) - Sandro Cortese schreitet selbstbewusst durch das noch im Aufbau befindliche Fahrerlager in Losail. Noch nie zuvor in seiner nun siebenjährigen Karriere in der Motorrad-WM war sich der inzwischen 22-Jährige so sicher, ernsthaft um den Titel mitfahren zu können.

Vor seinem 117. Grand Prix in Serie - Cortese ist damit der WM-Pilot mit den meisten Einsätzen ohne Unterbrechung - schaut er gelassen auf die Konkurrenz. „Ich bin froher Dinge und ganz entspannt. In dieser Saison könnte die Erfahrung eine sehr wichtige Rolle spielen. Und die habe ich mittlerweile mehr als andere“, sagt der Berkheimer.

Am Montag reiste der Italo-Schwabe bereits nach Katar, seit Dienstag laufen die Vorbereitungen. „Wir Fahrer packen da schon mit an, die Box herzurichten. Außerdem heißt es, die Strecke abzulaufen und sich alles genau einzuprägen“, beschreibt Cortese die Zeit bis zum ersten freien Training am Donnerstagabend. Diesem sieht er mit großen Erwartungen entgegen. „Es wird Zeit, dass es los geht und jeder zeigen muss, was er wirklich drauf hat“, bemerkt Cortese.

Denn es gibt bislang mehr Frage- als Ausrufezeichen in der neuen Klasse Moto3, die in Katar ihr WM-Debüt feiert. Noch im Vorjahr fuhr die kleinste Kategorie mit 125-Kubikzentimeter-Maschinen. Die werden nun von 250-ccm-Viertaktern abgelöst. „Man fängt praktisch bei Null an. Es ist ein neues Motorrad, man hat plötzlich eine Motorbremse, die es bislang nicht gab. Das erfordert ein völlig anderes Fahrverhalten. Aber das ist für alle neu. Keiner weiß, was der andere wirklich kann und wie zuverlässig die neuen Bikes sind“, erzählt Cortese.

Er sieht sich in einer komfortablen Position. Als Werksfahrer im KTM-Team des Finnen Aki Ajo hat er Top-Material zur Verfügung und die Gewissheit, dass sein Motorrad schon etwas länger auf den Prüfständen getestet wurde als die Hondas, die erst im Januar vorgestellt wurden. „Aber Honda hat aufgeholt und ist wohl jetzt gleichwertig“, sagt der bislang zweimalige Grand-Prix-Sieger.

Dass Cortese nach einem Jahr Unterbrechung und einer nicht ohne Störgeräusche abgelaufenen Trennung wieder bei Ajo fährt, ist bemerkenswert. „Wir haben beide aus den Fehlern von damals gelernt. Jetzt sind wir auch professioneller, weil wir ein Werksteam sind. Ich weiß, was ich an Ajo und dem Team habe und sie kennen mich. Bislang läuft alles reibungslos“, bemerkt der KTM-Pilot und lässt keinen Druck von außen an sich heran. „Ich weiß, worum es geht. Die Testfahrten, bei denen ich immer vorn dabei war, haben mein Selbstvertrauen gestärkt. Vom Team gibt es keine Zielvorgabe für die Saison, da wird erst der erste Grand Prix abgewartet. Aber ich will um den Titel mitfahren. Das Zeug dazu habe ich, im vorigen Jahr war ich als Gesamtvierter ja schon vorn dabei“, erklärt Cortese. In Maverick Vinales aus Spanien und dem Briten Danny Kent glaubt er seine ärgsten Rivalen zu kennen.

Denen hat er aber etwas voraus: Die Erfahrung. Ging er Zweikämpfen mit „Feindberührung“ bislang stets aus dem Weg, zeigt er seit voriger Saison nun selbst Zähne. „Ich kann und werde mich nicht mehr zurückhalten und auch weiterhin harte Zweikämpfe ausfechten“, sagt Cortese. Auch auf die Gefahr hin, wie in der vergangenen Saison dafür von der Jury bestraft zu werden: „Wir fahren alle am Limit, da geht es eben mit Haken und Ösen zu.“ In Katar, wo er bereits zweimal auf dem Treppchen stand, will er seinen Worten Taten folgen lassen.