Cortese verliert als Dritter WM-Führung

Silverstone (dpa) - Im Vorjahr zwei deutsche Siege, diesmal ganz viele enttäuschte deutsche Gesichter: Silverstone bleibt für die Motorrad-WM-Piloten eine nicht zu planende Größe im Grand-Prix-Kalender.

Selbst Sandro Cortese schüttelte nach seinem dritten Platz im Moto3-Rennen unzufrieden den Kopf. Er verlor trotz des fünften Podestplatzes im sechsten Rennen die WM-Führung an Sieger Maverick Vinales aus Spanien. Stefan Bradl begnügte sich in der Königsklasse MotoGP mit Rang acht. Der Spanier Jorge Lorenzo feierte seinen vierten Saisonsieg.

„Es gibt wohl Schlimmeres als dritte Plätze“, resümierte Cortese, nachdem er kurz zuvor noch stocksauer den Kopf geschüttelt hatte. Als WM-Spitzenreiter nach Großbritannien gekommen, musste er nach einem technischen Fehlgriff seine beiden ärgsten Verfolger Vinales und Luis Salom passieren lassen. „Wir haben am Setup noch etwas verändert. Der Topspeed war dadurch absolut okay, aber in der ersten Streckenhälfte war es sehr schwer, den Anschluss zu halten. Dabei hatte ich mich hier so wohlgefühlt“, erzählte Cortese.

Grund zum Verzweifeln ist der Verlust der WM-Führung für den KTM-Piloten jedoch nicht. Zwei Punkte trennen ihn von Vinales. Sein Vorsprung auf Salom beträgt 28 Zähler. „Nun muss es eben in Assen in zwei Wochen wieder etwas besser werden“, meinte der Italo-Schwabe. Jonas Folger (Schwindegg), der sich im vergangenen Jahr an gleicher Stelle als jüngster deutscher Grand-Prix-Sieger in die Geschichtsbücher eingetragen hatte, schied aus.

Nach seinem heftigen Abflug im Freien Training am Samstag und dem „komischen“ Qualifying, wie es Stefan Bradl bezeichnete, wusste der 22-Jährige nicht, was das Rennen bringen kann. „Mir fehlt die Leichtigkeit, ich bin nicht perfekt für das Rennen vorbereitet. Der verletzte Finger ist schon hinderlich“, sagte Bradl vor dem Start und traute sich nicht, sich auf ein Ziel festzulegen. „Ich kann nur mit zwei Fingern kuppeln, das ist alles nicht so einfach“, begründete er seine Skepsis. Auch er hatte 2011 in Silverstone triumphiert, allerdings in der Moto2-Klasse.

Nach dem Start fiel er zwar hinter den neunfachen Champion Valentino Rossi zurück, konnte ihn dann aber wieder schnappen und den Italiener bis ins Ziel distanzieren. Nach vorn ging nicht viel, außer Hector Barbera konnte Bradl niemanden überholen. Von hinten kam nur der Brite Cal Crutchlow. So war es eher eine Trainingsfahrt unter Wettkampfbedingungen für den bayerischen Schwaben. „Die Nachwirkungen vom Sturz waren noch zu spüren, gerade beim Runterschalten war ich deshalb etwas schlampig. Mit dem Sonntag kann man einigermaßen zufrieden sein, der Samstag war ein völlig verlorener Tag“, meinte Bradl.

In der Moto2 kam Max Neukirchner einmal mehr nicht in die Punkte und wurde 17. Und das, obwohl er im Training deutliche Fortschritte gemacht hatte. „Ich habe einen richtig dicken Hals auf mich. Ich habe mir das Rennen in der ersten Runde versaut. Da muss ich viel besser werden“, schimpfte der Sachse auf sich selbst. Den Sieg holte sich der Spanier Pol Espargaro, sein Landsmann Marc Marquez übernahm als Dritter die Führung in der Gesamtwertung.