Erstmals seit 1996 Deutsche Formel-1-Fraktion auf Duo geschrumpft

Melbourne (dpa) - Die anhaltende Schrumpfkur der deutschen Formel-1-Fraktion weckt Sorgen um die Zukunft.

Foto: dpa

Nur noch das Duo Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg hat zum Saisonstart am Wochenende in Melbourne einen Stammplatz im 20-köpfigen Fahrerfeld - so wenige deutsche Piloten waren es zuletzt vor 22 Jahren, damals hießen sie Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen. Und die Aussichten sind auch nicht unbedingt schwarz-rot-gold. „Schade ist, dass wir derzeit in der Jugend keine offensichtlichen Aspiranten haben, die auf jeden Fall in die Formel 1 kommen werden“, sagt der frühere Weltmeister Nico Rosberg, der in dieser Saison den Rennzirkus als RTL-Experte begleitet.

Einst ebneten sich Fahrer wie Nico Rosberg (2005), Timo Glock (2007) oder Hülkenberg (2009) durch Siege in der damaligen Nachwuchsklasse GP2 den Weg in die Formel 1. Vettel sorgte vor 14 Jahren in der Formel BMW mit 18 Siegen in 20 Rennen einen Rekord auf. Vorzeichen künftiger Erfolge.

Doch von der einst zahlenmäßig stärksten Nation der Formel 1 ist nicht mehr viel übrig geblieben. Im Sog von Michael Schumachers Erfolgen gesellten sich über die Jahre hinweg sein Bruder Ralf, Glock, Nick Heidfeld, Adrian Sutil, Nico Rosberg, Hülkenberg und Pascal Wehrlein als Stammpiloten dazu. Markus Winkelhock und André Lotterer kamen zudem zu je einem Einsatz.

Und so mancher Deutsche prägte in seiner Zeit die Rennserie. Michael Schumacher holte sieben WM-Titel, gewann 91 Rennen, machte sich zum Rekordmann der Formel 1. Vettel wurde viermal Weltmeister (2010 bis 2013). Rosberg gewann einen Titel (2016) und trat ab. Ralf Schumacher feierte sechs Grand-Prix-Siege, Heidfeld schaffte es 13 Mal aufs Podium, Glock immerhin dreimal.

Wehrlein holte für das Hinterbänkler-Team Manor den einzigen Punkt in der kurzen Team-Historie. Der Rennstall ging pleite, Wehrlein wechselte zu Sauber. Der Schweizer Rennstall aber beendete nach nur einem Jahr die Zusammenarbeit mit dem mittlerweile 23 Jahre alten Wehrlein, der sich als jüngster Champion der DTM für die Formel 1 empfohlen hatte.

Für Wehrlein tritt nun ein Debütant an. Charles Leclerc, 20 Jahre alter Monegasse. Leclerc stammt aus der Ferrari-Nachwuchsschmiede, die Italiener arbeiten eng mit Sauber zusammen. Leclerc empfahl sich aber auch mit den Titel in der Formel 2 im vergangenen Jahr und der GP3 2016.

Der deutsche Nachwuchs fährt solchen Erfolgen schon etwas länger hinterher. Einziger Pilot in der zweithöchsten Rennserie Formel 2 ist Maximilian Günther. „Nach dem Vize-Europameister-Titel im letzten und dem erneuten Podiumsplatz in diesem Jahr kann es für Maximilian Günther jetzt nur noch ein klares Ziel geben: den Aufstieg in die nächstmögliche Rennserie“, heißt es auf der Homepage des Oberstdorfers. Er ist 20 Jahre alt, war in der vergangenen Saison Gesamtdritter der Formel 3.

Dort startet in dieser Saison auch wieder Mick Schumacher. „Der Wettbewerb in der Formel 3 ist hart und eng“, sagt der 18 Jahre alte Sohn von Michael Schumacher. Es bringe einen weiter, auf diesem Niveau zu kämpfen. Seine erste Formel-3-Saison hatte er als Zwölfter beendet. Die Formel 1 scheint noch weit weg. Und deutscher Nachwuchs für die Motorsport-Königsklasse ebenso.