Die Lehren aus dem Großen Preis von Europa
Baku (dpa) - Nico Rosberg war gefordert und er liefert: Mit einer fehlerfreien Leistung fährt er bei der Formel-1-Premiere in Baku zum überragenden Sieg im Großen Preis von Europa.
Die Lehren aus dem Großen Preis von Europa
NICO ROSBERG NERVENSTARK
Noch eine Woche zuvor in Montréal sah es aus, als würde Rosberg nach seinem fünften Platz und der erneuten Niederlage im Start-Duell mit Hamilton allmählich zur tragischen Figur der Formel 1 werden. Doch in Baku widerlegte er mit seiner perfekten Vorstellung alle Kritiker und Zweifler und erinnerte an seine starken Vorstellungen Anfang der Saison. Macht er so weiter, wird es für Hamilton schwer, seinen vierten Titel in diesem Jahr zu holen.
LEWIS HAMILTON NERVENSCHWACH
Der Brite zeigte vor allem in der Qualifikation unbekannte Schwächen und Unkonzentriertheiten. Sein Crash bei der Jagd auf die Pole machte ihm das Rennen beinahe schon zunichte, bevor es gestartet wurde. Dann noch die Motoren-Probleme, die sein deutscher Teamkollege schnell in den Griff bekam, er aber nicht. Nach seinen Siegen in Monaco und Montréal ein herber Rückschlag für ihn. In zwei Wochen beim Großen Preis von Österreich ist der Titelverteidiger gefordert.
HERAUSFORDERER KOMMEN NICHT RAN
Ferrari und Red Bull schienen zuletzt am Sockel von Mercedes ein wenig kratzen zu können. Nach dem Grand Prix auf dem Hochgeschwindigkeits-Stadtkurs am Kaspischen Meer haben sich solche Überlegungen vorerst erledigt. Auch wenn Sebastian Vettel im Ferrari wie schon in Montréal auf Platz zwei fuhr, Kim Räikkönen Vierter wurde und Hamilton ein schlechtes Wochenende erwischte, war der Rückstand der Scuderia-Fahrer auf Rosberg fast erschreckend. Und Red Bull muss sich vorerst damit abfinden nach den Rängen sieben und acht für Daniel Ricciardo und Max Verstappen, weiter nur dritte Kraft zu sein.
ÜBERRASCHUNG FORCE INDIA
Das Team hatte in diesem Jahr niemand auf der Rechnung. Und auch zu Beginn des Jahres tat sich Force India schwer. Doch seit dem fünften Saisonrennen in Barcelona fahren Sergio Perez und Nico Hülkenberg nach großen Verbesserungen an ihren Autos mit Mercedes-Motorpower regelmäßig in die Punkte. Vor allem der Mexikaner Perez mischt vorne fröhlich mit - auch wegen der Mercedes-Motorenpower im Heck. In Baku wurden er zum zweiten Mal nach Monaco Dritter in diesem Jahr. Force India würde noch besser dastehen, wenn der Rheinländer Hülkenberg nicht immer wieder durch eigene Fehler alle Chancen zunichte machen würde.
FAHRER-DISZIPLIN
Die Faszination des Baku City Circuits war groß, die Sicherheitsbedenken waren es fast ebenso. Kaum Auslaufzonen, extreme Kurven, Geschwindigkeiten weit über 350 Stundenkilometer und enge Passagen machten die Strecke zu einer Herausforderung für die Piloten. Viele rechneten im Rennen mit etlichen Unfällen und Safety-Car-Phasen. Doch es kam anders: Die Fahrer zeigten sich im Rennen diszipliniert. Selbst am Start gab es bis auf einen Schubser von Esteban Guiterrez im Haas gegen Hülkenbergs Force India keine spektakulären Vorfälle. Möglicherweise lag es auch daran, dass die Silber-Duellanten Rosberg (auf Pole) und Hamilton (auf Position 10) in der Startaufstellung weit genug voneinander wegstanden und sich so nicht in die Quere kommen konnten.