Zwischen Formel 1 und Vogts: Das Sportland Aserbaidschan
Baku (dpa) - Brüllende Motoren und der Geruch von Benzin: Die Formel-1-Premiere in Baku am Sonntag passt perfekt ins Konzept der autoritären Führung von Aserbaidschan.
Seit Jahren nutzt die Regierung der Südkaukasusrepublik die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft, um mit Großereignissen Imagepflege zu betreiben und vom Vorwurf des Demokratiedefizits abzulenken. Vor dem Großen Preis von Europa sorgten bereits der Eurovision Song Contest (ESC) und die Europaspiele für schöne Bilder aus Baku. In naher Zukunft folgen die Islamischen Spiele sowie Partien der Fußball-Europameisterschaft 2020. Und ihren Traum von Olympia in Aserbaidschan hat die Führung in Baku längst nicht aufgegeben.
Eine zentrale Rolle spielt der Fußball. Sportlich dürfte Aserbaidschan zwar beim WM-Qualifikationsspiel gegen Weltmeister Deutschland am 26. März 2017 wenig Chancen haben. Zu erwarten ist aber, dass Staatschef Ilham Aliyev auch bei dieser Partie die Glitzerfassaden der Hauptstadt ins internationale Licht rücken will.
Fußball und Deutschland - da gibt es in der Ex-Sowjetrepublik am Kaspischen Meer besondere Verbindungen. So arbeitete Ex-Bundestrainer Berti Vogts von 2008 bis 2014 als Coach der Nationalmannschaft in Baku.
Und fast genau 50 Jahre ist es her, dass ein Aserbaidschaner die wohl umstrittenste Entscheidung der Fußball-Geschichte traf. Als Linienrichter des WM-Finales zwischen Deutschland und England 1966 in London (2:4) entschied Tofiq Bahramov nach dem Schuss von Geoff Hurst auf Tor für die Gastgeber. Dass der Ball, der von der Unterkante der Latte abprallte, wirklich mit vollem Umfang hinter der Torlinie war, ist bis heute umstritten. Bahramov (1925-1993) beharrte aber noch in seinen Memoiren darauf, dass seine Entscheidung richtig war, und führte die Bewegung des Netzes als vermeintlichen Beweis an. In Baku erinnern heute eine Statue und ein Stadionname an den - wie Aserbaidschans Fußballverband sagt - „mutigen Mann“.