Duell Hamilton vs. Rosberg wird noch intensiver
Barcelona (dpa) - Die Magenverstimmung von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte zumindest mit dem hochbrisanten Duell seiner beiden Silberpfeil-Piloten nichts zu tun. Der Österreicher ist ohnehin auf noch mehr gefasst im kompromisslosen Duell von Lewis Hamilton und Nico Rosberg um den Formel-1-Titel in diesem Jahr.
„Man kann nicht erwarten, dass die beiden jetzt auf Kuschelkurs gehen, wenn sie wissen, dass sie das Werkzeug haben, um Weltmeister zu werden. Deswegen gehen ich davon aus, dass die Intensität dieses Zweikampfs sich auch noch zuspitzen wird“, sagte Wolff nach dem Großen Preis von Spanien.
„Ich möchte mich jetzt nicht verkriechen, nur weil ich Zweiter geworden bin“, betonte kurz danach wie zum Beleg der von der WM-Spitze verdrängte Rosberg. Sie gehen alle recht offen und offensichtlich mit ihrem Luxusproblem um: Zwei Fahrer im besten Auto. Der WM-Kampf wird zur Mercedes-Werksmeisterschaft. Vor dem Saisonauftakt hatte Rosberg noch großmütig eingeräumt: Wenn nicht er, solle doch sein Kumpel Hamilton Rennsiege feiern. „Nein, jetzt ist es nicht mehr der Fall“, sagte er am Sonntagabend im Motorhome seines Arbeitgebers mit einem Schmunzeln.
Nach Lachen war ihm nach dem vierten Sieg seines Stallrivalen in Serie aber zuvor nicht zumute gewesen. Wieder wurde Rosberg nur Zweiter. Auch in der WM-Wertung, die er nach seinem Auftakterfolg in Australien angeführt hatte, musste sich der gebürtige Wiesbadener dem Briten vorerst geschlagen geben. Hamilton reist in die Wahlheimat Monte Carlo zum Formel-1-Klassiker schlechthin als Nummer 1 an (100 Punkte) mit drei Punkten mehr als Rosberg.
Titelverteidiger Sebastian Vettel hat bereits über 50 Punkte Rückstand auf das Führungsduo - trotz seiner bemerkenswerten Aufholjagd in Spanien. Und so sind aus dem Lager des Branchenführers der vergangenen vier Jahre schon jetzt eher Floskeln statt Kampfansagen zu vernehmen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meinte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz in den „Salzburger Nachrichten“.
Nachdem die Silberpfeile auch auf dem Gradmesser-Kurs in Katalonien die Konkurrenz demütigten und zwei Drittel des Feldes überrundeten, können sie sich nur noch selbst schlagen. „Noch liegt ein langer Weg in dieser Saison vor uns, deshalb bleiben wir lieber bescheiden und arbeiten hart weiter“, ließ Hamilton verlauten.
Der Weltmeister von 2008, psycho-duell-erprobt aus seinem gemeinsamen Jahr zuvor an der Seite von Zweifach-Weltmeister Fernando Alonso, schenkte seinem Teamkollegen nach seinem Sieg auf dem Circuit de Catalunya nur wenig Beachtung. Er sagte stattdessen: „Ich kann noch etwas Zeit aus dem Auto herausholen, denn es ist extrem eng mit Nico. Daran muss ich also weiter arbeiten. Es ist aber ein großartiges Gefühl, die Weltmeisterschaft anzuführen.“
Sie schenken sich nichts. Hamilton, der tätowierte Hobby-Rapper mit den Brillies in den Ohren und Popsängerin Nicole Scherzinger als Freundin; und Rosberg, der vielsprachige Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg, der im Sommer seine Verlobte heiraten will - zur Hochzeit ist Hamilton übrigens nicht eingeladen.
Und doch betonen alle immer die Freundschaft der beiden. Auch, dass sie mit der jetzigen explosiven Konstellation umgehen können, wenngleich sie sich gern schon mal gegenseitig versuchen, in die Irre zu führen, wie Wolff berichtete. „Beide haben mir gesagt, dass sie im Kart eine ganz ähnliche Situation hatten, als sie um die Meisterschaft gefahren sind. Und das im gleichen Team, und das Team war dominant. Da war es das gleiche wechselseitige Spiel wie heute wieder“, sagte der Mercedes-Motorsportchef, nachdem er beherzt in ein Brot mit Tomatenaufstrich gebissen hatte.
Am Abend zuvor hatte sich Wolff beim Besuch einer Tapas-Bar den Magen verdorben. Das Rennen am Sonntag auf dem Circuit de Catalunya hatte zur Beruhigung nur bedingt beigetragen. „Es ist manchmal schwierig, das ist klar, es geht um Rennsiege“, sagte Rosberg.