Ecclestone nach Geständnis: Nichts zu verbergen
Valencia (dpa) - Wie geht es mit Bernie Ecclestone nun weiter? Der Brite bleibt gelassen, er habe nichts zu verbergen. Aber wie reagiert der milliardenschwere Formel-1-Zirkus nach dem Gribkowsky-Geständnis?
Die Frage wird das Fahrerlager länger beschäftigen.
Das Lebenswerk von Ecclestone könnte ins Wanken geraten. Auch wenn der Geschäftsführer der Formel 1 nach dem Geständnis des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky darauf beharrt, dass er „nichts zu verbergen“ hat, könnte die Staatsanwaltschaft München noch Anklage gegen den 81 Jahre alten Herrscher der Motorsport-Königsklasse erheben. Unterdessen rief die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland die Unternehmen auf, ihr Engagement in der Formel 1 zu überdenken.
Für den eigenen Bereich würden umfangreiche Kontrollprogramme eingeführt, „aber weiterhin das offensichtlich unseriöse Geschäftsgebaren der Formula One Group und von Herrn Ecclestone zu unterstützen, passt nicht zusammen“, sagte Vorstandsmitglied Sylvia Schenk in einer Mitteilung. Die ehemalige Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer ergänzte: „Aufklärung und eine grundlegende Reform der Formula One Group sind überfällig.“
Der deutsche Rennstall MercedesAMG wollte am Donnerstag mit Verweis auf das schwebende juristische Verfahren keinen Kommentar abgeben. Ecclestone traf sich indes in Valencia außerhalb der Strecke mit den Teamchefs - es war aber schon länger geplant und keineswegs adhoc einberufen worden. Es darf aber bezweifelt werden, dass die pikanten Gribkowsky-Aussagen nicht auch diskutiert wurden.
Der Zeitung „Daily Telegraph“ sagte Ecclestone, dass Gribkowsky nur versucht habe, „sich selbst zu retten“. Der ehemalige Risiko-Vorstand der BayernLB hatte am Mittwoch eingeräumt, 44 Millionen Dollar von Ecclestone erhalten zu haben. Er habe das Geld nach jahrelangen Verhandlungen über den Verkauf der Formel 1 angenommen. Heute sei ihm klar, dass er Fehler gemacht habe und es sich um Bestechungsgeld gehandelt habe.
Vor rund einem Jahr hatte Ecclestone bereits eingeräumt, das Geld gezahlt zu haben. Allerdings fühlte er sich nach eigener Darstellung erpresst. Gribkowsky habe ihm indirekt mit der britischen Steuerbehörde gedroht. „Er hat mich erpresst und ich wollte kein Risiko eingehen. Bei der Investmentgesellschaft war nichts falsch. Gar nichts“, hatte Ecclestone zum Verkauf der Formel 1 an CVC gesagt.
Von dem britischen Unternehmen war Ecclestone als Formel-1-Geschäftsführer installiert worden. Das Reich des Multi-Milliardärs blieb praktisch dasselbe, nachdem sich Ecclestone Ende der 70er Jahre die Werberechte an den Rennstrecken und anschließend die TV-Rechte gesichert hatte. Ecclestone machte die Formel 1 in über drei Jahrzehnten zum weltweiten Spektakel.
Ein Ende der Ära Ecclestone ist für ihn selbst nicht in Sicht, über mögliche Nachfolger herrscht komplette Ungewissheit. „Ich habe derzeit nicht die Absicht zu sterben. Und ganz sicher werde ich nicht in Rente gehen, ehe ich meine Pläne für die Formel 1 umgesetzt habe“, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa vor Saisonbeginn. Er wolle noch viele generelle Dinge in der Formel 1 ändern, „das möchte ich abschließen. Ich denke also, für ein paar Jahre bleibe ich noch.“
Wie sich die Lage entwickelt, bleibt nun abzuwarten. Die Staatsanwaltschaft München hat noch nicht über eine mögliche Anklage gegen Ecclestone entschieden. Das Strafverfahren gegen Gribkowsky und das Ermittlungsverfahren gegen Ecclestone seien zwei getrennte Vorgänge, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Im Fahrerlager beim Großen Preis von Europa dürfte es ein Thema bleiben. „Ich bin in dem Fall nicht so drin. Ich weiß nicht, welche Auswirkungen das hat oder was da genau passiert“, sagte Rennfahrer Nico Hülkenberg. Er will sich aber noch schlaumachen.