Ecclestones Verteidiger sehen sich bestätigt
München (dpa) - Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kann nach dem dritten Verhandlungstag im Schmiergeldprozess ein wenig beruhigter zum Großen Preis von Spanien fliegen.
Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky schilderte vor dem Landgericht München detailreich seine Beziehung zu Ecclestone und einen Machtkampf, der mit dem Verkauf von Formel-1-Anteilen der Landesbank und einer Zahlung von 44 Millionen Dollar an Gribkowsky endete. Die Verteidigung sah sich in ihrer Argumentation bestätigt: Ecclestone habe sich von Gribkowsky erpresst gefühlt und deshalb Schweigegeld gezahlt - und kein Bestechungsgeld.
Der Banker war 2012 wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden und gilt als Schlüsselzeuge der Anklage. Für seine Vernehmung wurden vier Prozesstage angesetzt. Als Belastungszeuge, der den 83-jährigen Briten schwer in Bedrängnis bringt, erwies sich Gribkowsky aber zunächst nicht. Auf die Frage des Gerichts, wofür er die Millionen bekommen habe, antwortete er, er wisse das nicht: „Die Frage hab ich damals nicht gestellt.“ Heute wisse er, dass das ein Fehler gewesen sei.
Gribkowsky schilderte ausführlich den Machtkampf mit Ecclestone bis Anfang 2005. Die Bank - nach der Kirch-Pleite größter Aktionär bei dem Rennzirkus - zog gegen eine Goldene Aktie des Formel-1-Vorstandschefs Ecclestone vor Gericht und verhandelte mit Autoherstellern über eine Alternative und Entmachtung des Briten. Damals habe er auch ein belastendes Papier auf Ecclestones Schreibtisch gelegt, um ihn unter Druck zu setzen. Den Inhalt habe er selbst nicht gekannt, behauptete Gribkowsky zur Verwunderung des Gerichts.
Ecclestone hatte schon als Zeuge im Gribkowsky-Prozess gesagt, er habe sich von dem Banker wegen Steuerproblemen unter Druck gesetzt und erpresst gefühlt. Sein Verteidiger Sven Thomas sagte nach Gribkowskys Aussage, „dass Druck ausgeübt wurde, der über das normale Maß hinausgeht, das ist heute bestätigt worden“. Das Wort Bestechung sei kein einziges Mal gefallen. Die Aussage habe nichts ergeben, was auf eine Unrechtsvereinbarung schließen lasse und die Anklage bestätige. Die Staatsanwälte äußerten sich nicht.
Gribkowsky hatte 2006 dafür gesorgt, dass die Landesbank ihre Anteile an den von Ecclestone vorgeschlagenen Investor CVC verkaufte. Die Bank habe 850 Millionen Dollar und damit doppelt soviel bekommen wie gedacht; Ecclestone habe Chef am Ring bleiben können und zudem eine satte Provision eingestrichen. Er selbst habe aber keinen Bonus bekommen. Ecclestone habe ihn aufgefordert, eine Zahl zu nennen, und er habe 50 gesagt.
Im November 2011 waren beide Männer schon einmal im Saal A 101 aufeinandergetroffen - damals aber noch unter anderen Vorzeichen. Gribkowsky saß auf der Anklagebank und Ecclestone war Zeuge. Der Vorsitzende Richter ist heute wie damals Peter Noll.
Die Verteidigung bezweifelt, dass der Landesbanker Gribkowsky beim Verkauf der Anteile Amtsträger war. Ecclestone könne Gribkowsky deshalb gar nicht als Amtsträger bestochen haben - genau darauf zielt aber die Anklage. Die führte dagegen zwei Urteile des Bundesgerichtshofs ins Feld, wonach Vorstände von Landesbanken immer öffentliche Aufgaben wahrnehmen.
Für den Formel-1-Chef war nach dem Gerichtstermin noch die Reise zum Großen Preis von Spanien geplant. Sein Truck an der Strecke bei Barcelona steht frisch gewaschen und poliert schon bereit.