FIA-Tribunal urteilt am 20. Juni über Reifentest-Affäre
Montréal (dpa) - Das Theater um die Formel-1-Reifen nimmt kein Ende. Der Automobil-Weltverband FIA bestätigte den 20. Juni als Termin für die Verhandlung seines Internationalen Tribunals gegen Mercedes und Lieferant Pirelli.
Die FIA-Richter urteilen dann in Paris über den umstrittenen Reifentest Mitte Mai in Barcelona, bei dem Nico Rosberg und Lewis Hamilton drei Tage lang im aktuellen Silberpfeil neue Gummimischungen ausprobiert hatten. Red Bull und Ferrari legten gegen diese Probefahrten Protest ein, weil sie aus ihrer Sicht gegen das Verbot von Tests während der Saison verstoßen.
Nach den heftigen Diskussionen um die sensiblen Pneus und den Test auf dem Circuit de Catalunya verschob Pirelli inzwischen abermals den Einsatz einer überarbeiteten Reifenversion. Auch beim Großen Preis von Großbritannien am 30. Juni in Silverstone werden die neuen Gummimischungen höchstens im Training gefahren. „Wir werden den neuen Reifen nicht im Rennen einsetzen, da wir hier nicht genug Gelegenheit zum Testen hatten“, kündigte Motorsportdirektor Paul Hembery nach dem Grand Prix von Kanada in einem Interview des englischen Fachmagazins „Autosport“ an.
Die schwierigen Witterungsbedingungen in Kanada hätten Pirelli einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen will der italienische Exklusiv-Lieferant der Königsklasse das bestehende Modell noch einmal überarbeiten. Zum weiteren Plan mit den neuen Pneus machte der Pirelli-Motorsportdirektor keine Angaben.
„Aus vielerlei Hinsicht ist das gut, da es bedeutet, dass die Teams mit demselben Reifentyp weiterarbeiten, mit dem sie auch in dieses Jahr gegangen sind“, begründete Hembery die aktuelle Entscheidung. Zugleich räumte er ein: „Wahrscheinlich ist das aber nicht gut für einige Teams, die mit dem Vorderreifen zu kämpfen haben.“
Nach der vehementen Kritik an den sensiblen Mischungen wollte Pirelli ursprünglich zum Großen Preis von Kanada mit neuen Reifen antreten - änderte aber diesen Plan. Stattdessen entschied der Reifenproduzent, dass die Teams lediglich zum Training am Freitag jeweils zwei Sätze der neuen Hinterreifen erhielten, die der deutsche Mercedes-Rennstall bei seinem umstrittenen Test auf Pirelli-Bitte vom 15. bis 17. Mai ohne eigene Kenntnis ausprobiert hatte.
Zwar sollen diese Reifen nur bei weniger als 100 der insgesamt 1000 Testkilometer am Silberpfeil montiert gewesen sein. Dennoch wittert die Konkurrenz wegen der gesamten Übungsfahrten einen Vorteil für Mercedes. Das Werksteam streitet einen Regelverstoß ab und will dies vor dem Internationalen Tribunal beweisen. Aber auch danach muss der heikle Fall nicht endgültig abgeschlossen sein. Gegen die Entscheidungen des Tribunals kann vor dem International Court of Appeal Berufung eingelegt werden.