Formel-1-Hackordnung: Red Bull schon wieder vorn

Barcelona (dpa) - Die Hackordnung für die neue Formel-1-Saison nimmt allmählich Konturen an. Nach mehr als der Hälfte der Testtage deutet sich an der Spitze ein enges Rennen an. Sebastian Vettels Red-Bull-Team liegt nach den Analysen der Branchenexperten schon wieder in Front - aber eben nur knapp.

„In diesem Jahr wird alles enger zusammenrücken“, sagen Vettel und sein Teamkollege Mark Webber am Rande der Übungsrunden in Barcelona unisono. Rivale McLaren hat anscheinend deutlich aufgeholt; auch Mercedes wird diesmal zu den Red-Bull-Jägern gezählt. Mit Problemen kämpft dagegen erneut Ferrari.

Dass die Red-Bull-Konkurrenz aufholt, ist eigentlich logisch. Das Reglement ist seit drei Jahren stabil. Und die Fesseln, die man den Ingenieuren anlegt, werden immer enger. Das trifft Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey mehr als andere. Obwohl die Rundenzeiten stimmen, ist beim Weltmeisterteam nicht alles im Lot. Das Auto stand bislang bei den Tests häufig in der Box.

Am Donnerstag machte zum wiederholten Mal das Getriebe Ärger. Webber war drei Stunden zum Nichtstun verdammt. In Jerez musste Vettel wegen eines Elektrikdefekts mit anschließendem Motorschaden mehrere Stunden pausieren. Vor einem Jahr dagegen war der Red Bull vom ersten Kilometer an zuverlässig.

McLaren hat sich nach einem wechselhaften Jahr wieder erholt. „Das ist die Stärke unseres Teams“, schwärmte Vize-Champion Jenson Button. „Wir schlagen immer wieder zurück.“ Nach mittelmäßigen Ergebnissen beim ersten Test in Jerez machte Teamkollege Lewis Hamilton in Barcelona bei den Rennsimulationen eine exzellente Figur. „Wir haben keine neuen Teile, sondern nur unser Auto besser verstanden. Es ist viel besser ausbalanciert“, erklärte der Weltmeister von 2008.

Auch bei Mercedes ist bereits zu erahnen, dass die Silberpfeile einen großen Schritt gemacht haben. Das zeigt auch die Körpersprache. Motorsportchef Norbert Haug gibt sich zurückhaltend. „Das Auto scheint gute Anlagen zu haben“, sagte der Schwabe. Von kleineren Pannen lässt Haug sich nicht beirren. „Das sind Defekte, die passieren können. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo es an allen Ecken und Enden brannte“, betonte er.

In größerer Not scheint dagegen Ferrari zu sein. Die Scuderia war auch am siebten Testtag des Winters mit der Auswertung von Messreihen beschäftigt. „Wir verstehen das Auto mit jedem Tag besser“, sagte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso matt. „Es stimmt, dass wir immer noch Dinge messen, die wir längst in der Tasche haben müssten. Doch am Ende ist wichtig, wie schnell das Auto sein wird.“

Experten zweifeln daran, dass Ferrari in der Kürze der Zeit der Sprung nach vorn noch gelingen wird. Die Italiener haben deshalb bereits bei den anderen Teams wegen einer Testverlegung angefragt. Ferrari will kommende Woche nicht von Donnerstag bis Sonntag, sondern von Freitag bis Montag testen. Da scheint jeder Tag, den die Ingenieure zur Lösung der Probleme nutzen können, Gold wert zu sein. Auch Red Bull zögert den letzten Test um einen Tag hinaus. Die Konkurrenz fürchtet, dass das Vettel-Team dann doch noch die große Geheimwaffe auspackt. „Superhirn“ Newey wehrt ab: „Die Regeln sind so eng gesteckt, dass es keine Geheimwaffe mehr gibt.“