Mercedes verteidigt späte Wagen-Präsentation

Barcelona (dpa) - Mercedes stellt am Dienstag als letztes Top-Team sein Formel-1-Auto vor. Zumindest optisch dürfte es keine Überraschungen mehr geben: Bilder vom F1 W03 sind längst auf dem Markt. Spannend ist nur, ob der neue Silberpfeil in dieser Saison mit der Konkurrenz mithalten kann.

Für einen „Goldenen Bären“ bei der soeben beendeten „Berlinale“ kommen die Filmaufnahmen in Barcelona zu spät. Aber Mercedes verfolgt mit dem aufwendig gedrehten Streifen über den neuen Silberpfeil mit seinen Hauptdarstellern Michael Schumacher und Nico Rosberg einen Tag vor der offiziellen Präsentation auf dem Circuit de Catalunya auch ganz andere Ziele, als einen „Blockbuster“ zu produzieren: Es geht primär um perfekte PR.

Wie das neue Formel-1-Fahrzeug für Rekordweltmeister Schumacher und seinen Teamkollegen Rosberg aussieht, ist ohnehin schon vor der Enthüllung bekannt. Seit der Jungfernfahrt in Silverstone am 17. Februar zirkulieren trotz größter Geheimhaltung bereits jede Menge Fotos und Videos über den F1 W03.

Ob der neue Mercedes mit dem Weltmeisterwagen von Titelverteidiger Sebastian Vettel und den Modellen der weiteren Hauptwidersacher McLaren, Ferrari und Lotus mithalten kann, wird sich nach den ersten Runden zumindest etwas absehen lassen. Der siebenmalige Champion Schumacher fährt am ersten Testtag. Erst danach weiß auch Mercedes, wo es wirklich steht.

Während die Konkurrenz von den Erfahrungen des ersten Tests profitiert, können Schumacher & Co erst jetzt so richtig den Ernstfall für die Mitte März mit dem Großen Preis von Australien startende Saison proben. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug verteidigte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erneut die späte Vorstellung: „Wir hatten unser Vorgehen schon vor einem halben Jahr so geplant und glauben, die Zeit für die Neuentwicklung unseres F1 W03 so am besten für unseren Aufholprozess genutzt zu haben.“

Rosberg nimmt den Verlust von vier Testtagen mit dem neuen Auto in Kauf, „weil wir glauben, dass es das optimale Timing für uns ist“. Der Rennfahrer aus Wiesbaden erklärte: „Es war uns wichtig, etwas mehr Entwicklungszeit zu haben. Bisher ist alles auf einem guten Weg.“ Für den 91-maligen Grand-Prix-Gewinner Schumacher (Kerpen) ist es für WM-Prognosen eh „absolut verfrüht“. Wie sich im Vorjahr gezeigt habe, könne selbst nach den Wintertests die Situation noch nicht richtig beurteilt werden.

Klar ist, dass die Mercedes-Mannschaft nach zwei enttäuschenden Jahren ohne Sieg - 2011 sogar ohne Podestplatz - gewaltig unter Druck steht. Haug reagiert dennoch gelassen: „Niemand ist mehr daran interessiert nach vorne zu kommen, als jedes einzelne unserer Teammitglieder. Und ich bin sicher, nur mit dieser Einstellung und dem selbst gemachten positiven Druck und Ehrgeiz kann es voran gehen.“

Haug wiederholte zum x-ten Mal, dass Mercedes erst zwei Jahre als eigenes Team antrete und der amtierende Weltmeister Red Bull „fünf Jahre Aufbauarbeit bis zum ersten Sieg“ geleistet hätte. Dabei unterschlägt der Schwabe gern, dass Mercedes damals den Titelträger BrawnGP übernommen hat und damit keinesfalls bei Null gestartet ist. Für Haug ist Rang vier in der Konstrukteurs-Wertung „die Basis für unseren weiteren Aufstieg, der wie bei allen Siegerteams Zeit“ benötigen werde. „Unser Plan ist, 2012 im Rahmen unseres Aufbauprogramms besser unterwegs zu sein als 2011“, meinte er.

Rosberg rechnet mit einem besseren Abschneiden als im Vorjahr: „Wir haben jetzt unser Team auf allen Ebenen gezielt verstärkt, so dass ich stark an eine Steigerung glaube. Die Anzeichen, die ich bislang wahrgenommen habe, bestärken mich in meiner Annahme.“ Podestplätze sind ein absolutes Muss, Siege wohl eher noch ein Traum - und der Titel kein Thema. Laut Haug ist da Vettel der Top-Kandidat: „Der amtierende Weltmeister ist immer Favorit in der Folgesaison.“