Alonsos Muskelspiel auf zwei Rädern
Berlin (dpa) - Man könnte meinen, Fernando Alonso bereite sich auf die Tour de France vor. Fast täglich schickt der zwitscherfreudige Spanier seine neuesten Trainingsergebnisse an die Öffentlichkeit.
Und mit Verlaub: Die können sich sehen lassen.
Auf 9000 bis 12 000 Kilometer auf dem Velo kommt der Mann aus Oviedo nach eigenen Angaben pro Jahr. In einer Woche in Barcelona will der in den vergangenen drei Jahren von Sebastian Vettel geschlagene Ferrari-Star und hauptberufliche Formel-1-Fahrer auch die ersten Trainingsetappen im neuen F138 absolvieren.
Fast anderthalb Millionen Fans folgen Alonso auf Twitter. Dauer-Bezwinger Sebastian Vettel nicht. Der 25 Jahre alte Heppenheimer, Anhänger traditioneller Kommunikationsmethoden, ist kein Zwitscherer. Alonso umso mehr. Der Spanier erledigt damit praktisch seine Medienarbeit und stichelt auch schon mal gern in Richtung Konkurrenz. „Dritte und letzte Woche der intensiven Vorbereitung“, schrieb er am Montag: „In acht Tagen Formel 1.“
Er postet Fotos und Videos und hält damit seine Gemeinde stets auf dem Laufenden. „Härtester Trainingstag“, hatte er am Samstag mitgeteilt: „3:38 auf dem Rad, 100 Kilometer. Danach 1:18 Laufen, 16 Kilometer. Dann Ruhe und Gym“, twitterte er jüngst.
Während seine Rivalen um Vettel nach den viertägigen Testfahrten auf dem Circuito de Jerez im Stillen ihren Trainingsplan absolvierten, schwitzt Alonso im Angesicht der Twitter- und auch Facebook-Gemeinde. Und das in der Wüste. Ein kurzes Video zeigt ihn in feinster Zeitfahrerhaltung auf seinem Rennrad, links und rechts nur Sand. Ein Foto zeigt ihn vor dem imposanten Burj-Khalifa-Tower in Dubai, dem höchsten Gebäude der Welt.
Sinnbildlich. Denn Alonso will endlich wieder ganz hoch hinaus. Unbestritten: Der Spanier, ohnehin ein begnadeter Rennfahrer, fuhr im vergangenen Jahr eine fantastische Saison. Nur sein Ferrari vermochte dem Red Bull von Vettel letztlich nicht zu trotzen. Seit 2006, nach seiner Titelverteidigung im Renault, wartet Alonso auf seinen dritten Triumph. Immer wieder war er ganz, ganz nah dran. Gepackt hat er es nicht mehr.
Die Testfahrten mit dem neuen Ferrari ließ Alonso aus. Wüste Spekulationen um eine angebliche Rippenverletzung machten gar den Umlauf. Alonso aber twitterte: „Wir trainieren hart. Ein gesunder Geist und ein gesunder Körper sind essenziell, wenn Du bei den Rennen ankommst und dein Bestes bringen willst.“
Ein topfittes Auto allerdings auch. Alonso sah ihn bei der Präsentation. Teampartner Felipe Massa und Tester Pedro de la Rosa unternahmen die Proberunden in Jerez. Und siehe da: Massa raste zur Wochenbestzeit, niemand war an den vier Tagen schneller. „Es geht in die Richtung, die ich erhofft hatte“, sagte der Brasilianer, in Euphorie verfiel der Alonso-Sekundant aber ganz und gar nicht. „In den Rennen kommt es drauf an.“ Das weiß auch Alonso und macht sich jetzt schon mal als Trainingsweltmeister verdient.