Auf ins Ungewisse: F1-Meute eröffnet die Vettel-Jagd
Melbourne (dpa) - Auf zur ersten Formel-1-Ausfahrt ins Ungewisse: Nach 112 Tagen Rennpause muss sich Sebastian Vettel mit seiner frischgetauften „Suzie“ der größten Herausforderung seiner Karriere stellen.
Angeführt von Landsmann Nico Rosberg im Silberpfeil wollen die bisher so oft gedemütigten Verfolger es dem Heppenheimer Red-Bull-Star im großen Reformjahr heimzahlen. Die ersten paar Rennen seien als „Wegweiser für den Rest“ der Saison extrem wichtig, sagte Vettel vor dem Saisonauftakt in Melbourne in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. An der nötigen Motivation für Titel Nummer fünf in Serie mangelt es im Team nicht: „Da braucht keiner einen Tritt in den Hintern.“
Die Konkurrenz von Rosberg über MercedesAMG-Teamkollege Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen von Ferrari bis zu möglichen Geheimkandidaten ist aber genauso hochmotiviert. „Ich habe schon das Gefühl, dass 2014 unser Jahr werden könnte“, sagte Rosberg der dpa. „Ich bete, dass dieses Jahr ein ganz besonderes wird“, twitterte Hamilton. Alonso schrieb: „Zwei Weltmeisterschaften, drei zweite Plätze, einmal Dritter, zweimal Vierter...Start in ein neues Jahr und den Versuch, wieder das höchste Niveau zu halten.“
Bis zum 14. März müssen sich alle noch gedulden, dann dürfen sie auf die Strecke zum ersten Freien Training der neuen Saison. Während am Mittwoch blaue Stellwände den Blick in die Red-Bull-Box versperrten, ist noch viel Arbeit ist angesagt: Die neuen Autos mit den neuen Turbomotoren und den 160 Zusatz-PS dank Hybridsystem ERS müssen auf das Rennen am Sonntag im Albert Park abgestimmt werden. 58 Runden, jede davon 5,303 Kilometer lang - nach 307,574 Kilometern wartet auf die Formel-1-Finisher von Melbourne die schwarz-weiß karierte Flagge.
Nur wie viele schaffen es so weit? „Ich behaupte, dass in Melbourne das halbe Feld ausfallen wird und muss“, sagte Oberaufseher Niki Lauda von den Silberpfeilen. „Ich denke, wir werden kleine Dramen erleben, bei denen vielleicht der Führende ausfällt, so wie es früher war“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff der „Stuttgarter Zeitung“ (Mittwoch). Schon beim Testauftakt hatte auch Vettel auf die Hälfte des Feldes getippt, die es ins Ziel schafft - zu möglichen technischen Problemen kommt auch noch ein Spritlimit hinzu.
Einen Ausfall im ersten Rennen einer Saison hatte Vettel bislang erst einmal in seiner Karriere zu beklagen - 2008 in Australien. Damals aber im Toro Rosso. In seinen vier Weltmeister-Jahren schaffte es Vettel immer unter die besten Vier bei der Saisoneröffnung. Diesmal lautet die Devise: Ins Ziel kommen und auf ein paar Punkte hoffen.
Nach der Rekordserie von neun Siegen im vergangenen Jahr gehen andere als der 39-malige Grand-Prix-Gewinner Vettel in Down under als Favoriten an den Start. „Als F1-Fan freue ich mich, dass es offensichtlich wieder spannender wird und unsere Dominanz vielleicht zu Ende ist“, kommentierte jüngst Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz in einem dpa-Interview: „Aus der Verantwortung meiner Rolle in unserem F1-Team sehe ich die aktuellen Fakten, die müssen wir analysieren, die Herausforderungen annehmen und bewältigen.“
Zu lange sollte das nicht dauern. Es sei denn, die Saison verläuft ähnlich verrückt wie 2012 mit sieben verschiedenen Siegern in den ersten sieben Rennen. Kandidaten für Überraschungen gibt es bei der jetzigen Fahrt ins Ungewisse einige. Ex-Ferrari-Mann Felipe Massa blühte im Williams mit Mercedes-Antrieb in der Vorbereitung richtig auf. Ex-Champion Jenson Button will das podiumslose McLaren-Mercedes-Jahr 2013 so schnell wie möglich vergessen machen, Teamkollege und Rookie Kevin Magnussen hatte bei seinem ersten Testauftritt gleich mal die Tagesbestzeit aufgestellt.
Auch die beiden deutschen Cockpit-Tauscher Nico Hülkenberg (Force India) und Adrian Sutil (Sauber) starten nicht ohne Hoffnungen auf ein bisschen Glanz beim Auftaktrennen unter dem Motto: Power meets Glory. „Das haben wir ja schon häufig gesehen bei Regeländerungen und das ist jetzt die größte Regeländerung seit Jahrzehnten. Das öffnet große Chancen für jedes Team, besonders die kleineren“, meinte Sutil.