Brasiliens Wegbereiter: Fittipaldi wird 65
Sao Paulo (dpa) - Den Status eines Ayrton Senna hat Emerson Fittipaldi in seiner motorsportverrückten Heimat nicht. Dennoch ist der zweimalige Formel-1-Weltmeister einer der größten Piloten seines Landes.
Am Montag wird Fittipaldi 65 Jahre alt.
Eine Dame namens Roseli soll ihm jüngst beim Heimrennen in Sao Paulo den Weg zu Bernie Ecclestone versperrt haben. Dabei ist Emerson Fittipaldi nach wie vor einer der erfolgreichsten Formel-1-Piloten Brasiliens: Weltmeister 1972 und 1974. Fast zwei Jahrzehnte später gewann „Emmo“ zum zweiten Mal die legendären 500 Meilen von Indianapolis. Am 12. Dezember feiert der gebürtige Paulista seinen 65. Geburtstag.
Fittipaldi erreicht das Rentenalter, aber in der Rangliste der jüngsten Weltmeister in der Formel 1 mischt er immer noch unter den Top Ten mit. Bei seinem ersten Triumph war der Südamerikaner 25 Jahre und 273 Tage alt. Bis 2005 hielt die Bestmarke, dann unterbot sie Fernando Alonso aus Spanien. Der Brite Lewis Hamilton und zuletzt der neue Rekordmann Sebastian Vettel aus Heppenheim waren bei ihren Triumphen ebenfalls jünger als Fittipaldi.
Nachdem er 1969 seine Sachen in Sao Paulo gepackt hatte und nach England übergesiedelt war, prägte Fittipaldi die Formel 1 für einige Jahre. 144 Rennen absolvierte Fittipaldi von 1970 an, zehn Jahre später stieg er aus - mit 14 Grand-Prix-Siegen auf dem Konto und zwei WM-Trophäen in der Vitrine.
1975 musste sich Fittipaldi dem Österreicher Niki Lauda im WM-Kampf geschlagen geben. 1976 läutete der Wechsel zum familieneigenen Team seines Bruders Wilson „Emmos“ Formel-1-Herbst ein. Nach den Erfolgen mit den Traditionsrennställen Lotus und McLaren schaffte Fittipaldi keinen Sieg mehr. Sein neues Ziel erreichte er nicht. „Ich bin stolz auf Brasilien und möchte mit einem brasilianischen Auto Weltmeister werden“, hatte er seinen Wechsel begründet. Ein anschließendes Intermezzo als Teamchef endete nach gut einem Jahr mit dem Konkurs.
Doch Fittipaldi war noch nicht fertig. Der Brasilianer, dessen Fahrstil Sir Jackie Stewart als „kalkuliert und sehr, sehr kaltblütig“ charakterisierte, kam als Fahrer zurück in den Motorsport. Diesmal versuchte sich der Sohn eines aus Italien ausgewanderten Rundfunkreporters mit Schwerpunkt Formel 1 aber in der NASCAR. 1989 gewann Fittipaldi prompt den Indy-Klassiker und den Titel in der US-amerikanischen CART-Serie. 1993 siegte der Brasilianer erneut bei den 500 Meilen von Indianapolis.
Drei Jahre später sein schwerer Unfall bei einem IndyCar-Rennen in Michigan: Fittipaldi prallte frontal gegen eine Betonmauer. Er brach sich einen Rückenwirbel, seine linke Lunge kollabierte. Nun reichte es: Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kündigte Fittipaldi seinen Rücktritt an. Ein Jahr später überlebte er einen Unfall mit einem Leichtflugzeug.
Für Fittipaldis bewegte Motorsport-Karriere war der erste Formel-1-Sieg am 4. Oktober 1970 in seinem vierten Rennen „ein Meilenstein“. Und der Premierenerfolg öffnete „auch vielen Brasilianern den Weg in den internationalen Motorsport, die auf der ganzen Welt Meisterschaften gewinnen wollten“, heißt es auf Fittipaldis Homepage.
Titel holten in der Formel 1 nach Fittipaldi nur noch zwei Brasilianer. Die Erinnerung an den 1994 in Imola tödlich verunglückten dreimaligen Champion Ayrton Senna überstrahlt in dem südamerikanischen Land noch immer alles. Und auch Nelson Piquet fuhr noch einen WM-Erfolg mehr ein als Fittipaldi. Dennoch gilt der designierte Rentner ebenfalls als Formel-1-Volksheld. Daran ändert auch Roselis Abweisung nichts.