Ecclestone bleibt fern und hält alle in Atem

Hockenheim (dpa) - Bernie Ecclestone hielt alle in Atem. Kaum dröhnten die Rotoren eines Helikopters über dem Hockenheimring, ging das Rumoren wieder los: Jetzt kommt er. Eine Absage seines fest angekündigten Besuchs zum Großen Preis von Deutschland gab es ja auch nicht.

Und doch warteten alle bis zum Start des deutschen Formel-1-Heimrennens auf den Macher der Königsklasse vergeblich. Keine Spur von Bernie Ecclestone. Die Tür seines anthrazit-grauen Wohn-Trucks im Fahrerlager blieb die meiste Zeit vergeblich geöffnet. Geredet wird ohnehin höchstens hinter verschlossenen Türen.

„Wir lesen natürlich die Geschichten in den Zeitungen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: „Mehr ist im Moment dazu nicht zu sagen.“ Das Thema Ecclestone und die schweren Bestechungsvorwürfe des verurteilten Ex-Bänkers Gerhard Gribkowsky im Zusammenhang mit dem Verkauf der Formel 1 vor sechs Jahren an die Investmentgesellschaft CVC sorgen in der Königsklasse für Unbehagen.

Er wollte kommen. Das hatte Ecclestone vor drei Wochen in einem Interview noch versichert. Die erneute Aussage Gribkowskys änderte offenbar Ecclestones Meinung. Der ehemalige BayernLB-Vorstand beschuldigte Medienberichten zufolge den 81 Jahre alten Formel-1-Geschäftsführer erneut, ihn mit 44 Millionen Dollar bestochen zu haben.

Ecclestone bekräftigte aber immer wieder, er sei erpresst worden. Gribkowsky soll demnach angedeutet haben, Informationen über Ecclestones Firmengeflecht gegebenenfalls an die britischen Steuerbehörden zu melden. Die Münchner Staatsanwaltschaft, die Gribkowsky bereits zu achteinhalb Jahren wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt hat, rollt den Verkauf der Formel 1 an CVC noch einmal komplett auf und arbeitet mit Hochdruck an einer Anklage gegen Ecclestone.

Dass der Brite mal bei einem Rennen nicht da ist, passiert. Dass er nicht nach Deutschland kam, sorgte für Schlagzeilen, auch in Ecclestones Heimat. „Jeder reckte seinen Kopf zum Himmel über Deutschland, Dunkelheit und die bedrohlichen Wolken erforschend. Aber nicht, um das Wetter zu checken“, schrieb der britische „Telegraph“ online. Wer mit Ecclestone vor Ort angesichts der bedrohlichen Lage auf dem Nürburgring auch über die Zukunft der Formel 1 in Deutschland reden oder gar verhandeln wollte, hatte Pech.

Seit fast vier Jahrzehnten lenkt Ecclestone die Finanzwelt der Formel 1. Der Brite, schon als kleiner Bub in der Schule mit einem ausgeprägten Geschäftssinn, wurde beim Kauf der Formel 1 durch CVC als Geschäftsführer installiert. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hat das Investmentunternehmen mittlerweile auch eine Kündigungsklausel im Arbeitsvertrag mit Ecclestone.

Zuvor habe ein Vetorecht der Bambino-Holding dies stets verhindert, schrieb das Blatt am Samstag. Bambino ist die Dachgesellschaft, hinter der Ecclestones Ex-Frau Slavica und die beiden gemeinsamen Töchter Tamara und Petra stehen. Seit wann der Vertrag zwischen Ecclestone und CVC auch mit einer Kündigungsklausel ausgestattet sein soll, wurde nicht bekannt.

Im Prozess gegen den bereits verurteilten Ex-Banker Gerhard Gribkowksy sagte CVC-Chef Donald Mackenzie nach „SZ“-Angaben, die Formel 1 sei ohne Ecclestone mehr oder weniger wertlos. Weil der so mächtig und so schwer zu kontrollieren sei, stelle er aber auch ein Risiko dar, hatte der Schotte demnach erklärt. Aus diesem Grund habe CVC einiges grundlegend geändert, schrieb die Zeitung.