Ecclestone: Hätte Prozess mit Geld verhindern können

Berlin (dpa) - Bernie Ecclestone sieht sieben Wochen vor Beginn seines Schmiergeldprozesses keine Chance mehr, den Münchner Richtern zu entkommen.

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„Ich hätte den Prozess mit Geld verhindern können, aber ich habe nicht bezahlt. Jetzt muss ich da durch. Ich hoffe das Beste“, sagte der Formel-1-Chefvermarkter der „Bild“-Zeitung. Der Brite muss sich vom 24. April an vor dem Münchner Landgericht wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue des ehemaligen BayernLB-Vorstandes Gerhard Gribkowsky in München verantworten.

Ecclestone bestreitet die Vorwürfe; er hatte noch Anfang Februar beteuert, er glaube nicht, dass es wirklich zu dem Prozess komme. „Wetten, dass es nicht passiert“, hatte der Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse gesagt. Doch offenbar führten die Bemühungen des 83-Jährigen und seiner Anwälte, das Gerichtsverfahren doch noch abzuwenden, nicht zum Erfolg. Der Brite hatte zudem mehrfach zu verstehen gegeben, dass er nicht bereit ist, sich gegen hohe Millionensummen freizukaufen.

„Ich werde zu dem Prozess in München hingehen müssen. Nein, besser: Ich werde ganz sicher dort sein. Es lässt sich wohl nicht verhindern“, sagte Ecclestone nun. Ihm wird vorgeworfen, im Jahr 2006 rund 45 Millionen Dollar Bestechungsgeld an Gribkowsky gezahlt zu haben, damit dieser beim Verkauf der Landesbank-Anteile an der Formel 1 Ecclestones Wunschkandidat CVC als Käufer den Vorzug gibt. Gribkowsky hat vor Gericht zugegeben, das Geld erhalten zu haben und war dafür im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechung verurteilt worden.

Im schlimmsten Fall droht auch Ecclestone eine Gefängnisstrafe. Darüber denke er jedoch noch nicht nach, versicherte der Formel-1-Boss. „Dieser Prozess ist eine weitere Hürde in meinem Leben, die ich nehmen muss. Dinge passieren dir, ob du sie magst oder nicht. Und du musst damit klarkommen“, sagte Ecclestone.

In einem weiteren Verfahren hatte er jüngst einen Sieg errungen. Der Londoner High Court wies die Klage der deutschen Constantin Medien AG im Februar ab, die eine millionenschwere Entschädigung von Ecclestone fordert. Das Unternehmen ist Rechtsnachfolger des einstigen Inhabers von Formel-1-Lizenzrechten, EM.TV. Durch die Bestechung seien die Rechte deutlich zu billig an den Finanzinvestor CVC verkauft worden, behauptet die Constantin Medien AG und will in Berufung gehen.

Der Londoner Richter sah die Bestechung an sich allerdings als gegeben an - genau wie die Münchner Staatsanwaltschaft. Für den Prozess in München sind zunächst 26 Verhandlungstage angesetzt.

Obwohl Ecclestone wegen der schweren Vorwürfe das Aus als Formel-1-Geschäftsführer droht, wickelt er weiter Deals für die Zukunft der Rennserie ab. So soll es spätestens 2016 einen Grand Prix in Aserbaidschan geben. Der Vertrag mit der autoritären Ex-Sowjetrepublik im Südkaukasus sei unter Vermittlung von Michael Schumachers früherem Teamchef Flavio Briatore zustandegekommen, berichtete die „Daily Mail“. Auf seiner beständigen Suche nach neuen Märkten für die Formel 1 lässt sich Ecclestone offenbar auch von einer drohenden Haftstrafe nicht bremsen.