Ein Rennfahrer mit Mama an der Seite: Rio Haryanto
Jakarta (dpa) - Mit sechs Jahren griff der Indonesier Rio Haryanto zum ersten Mal zum Gokart-Lenker, und damit begann sein großer Traum von der Weltbühne: wie seine Idole Ayrton Senna und Michael Schumacher wollte er eines Tages in der Formel 1 starten.
Nun ist es so weit.
Als erster Indonesier startet der 23-Jährige an diesem Wochenende beim Saisonauftakt in Melbourne als Stammpilot für das Team Manor ins Cockpit. Sein Teamgefährte ist Pascal Wehrlein (21) aus Worndorf, der ebenfalls sein Grand-Prix-Debüt gibt.
„Ein Traum geht in Erfüllung“, sagte Haryanto der Deutschen Presse-Agentur. „16 Jahre habe ich darauf gewartet.“ Wie Rekordweltmeister Schumacher entdeckte der jüngste Spross einer wohlhabenden Familie auf der Gokart-Bahn sein Renntalent. Ein bisschen dürften auch die Gene eine Rolle gespielt haben. Sein Vater Sinyo Haryanto war in den 80er Jahren Drag-Car-Rennfahrer. Er nahm den kleinen Rio damals oft mit zu Rennen. „Er war hin und weg vom Sport an sich und vor allem von den Rennen“, sagt seine Mutter Indah Pennywati.
Rio fährt seit 2008 größere Rennen in anderen Klassen, immer mit Mama an seiner Seite. Auch bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona Anfang März war sie dabei. Fachmännisch wischte sie Sorgen über seinen ungewollten Ausflug ins Kiesbett vom Tisch: „Er wollte einfach alles aus sich und dem Auto rausholen, weil er nach den ersten Runden nicht zufrieden war“, sagte sie. Mancher Kommentator spottet über den Rennfahrer als „Mamasöhnchen“, aber Pennywati lässt das kalt. „Er ist mein Jüngster, ich will ihn unterstützen“, sagt sie.
Zwei weitere ihrer Söhne sind als Rennfahrer aktiv, Roy und Ryan. Nur Ricky nicht: er hilft dem Vater, das Familienunternehmen in der Stadt Solo zu führen, einen der größten Schreibwarenanbieter im Land. Roy, Ryan Ricky, Rio - was hat es auf sich mit den vielen „Rs“? Die Mutter lacht. „Wir fanden es einfach eine gute Idee“, sagt sie.
Haryanto ist ziemlich schüchtern. „Immer schon“, sagt die Mutter dazu. Seit die Nachricht von seinem Formel-1-Start die Runde macht, wächst seine Fangemeinde rasant. Das souverän zu genießen fällt ihm noch schwer. In einer Talkshow sah er sich plötzlich der Sängerin Cinta Laura gegenüber, die er als Teenager wohl angehimmelt hatte. Er bekam kaum ein Wort heraus. Auftritte im Fernsehen muss er noch üben. Auf den Beistand seiner Mutter muss er demnächst auch verzichten. „21 Rennen in 21 Ländern - das schaffe ich nicht“, sagt sie.
Haryanto ist Muslim und nimmt seine Religion ernst. Sein Cockpit dekoriert er gerne mit Versen aus dem Koran. Vor dem Start betet er, wie er sagt: „Das hilft bei der Konzentration und entspannt mich.“
Dass Haryanto den Platz bei Manor bekam, nachdem das indonesische Sportministerium und die staatliche Petroleumfirma Pertamina mehrere Millionen Euro Sponsorengelder zahlten, ist kein Geheimnis. Druck, weil das Zweifel an seinen Fahrerfähigkeiten aufkommen lassen könnte, verspüre er nicht, versichert er. „Ich will einen Platz im guten Mittelfeld schaffen. Die Ergebnisse werden für sich selbst sprechen.“