Formel 1 bereits auf Crashkurs - „Was tun die da?“

Sakhir (dpa) - Fahrer, die die Formel-1-Welt nicht mehr verstehen. Und ein Bernie Ecclestone, der erwachsene Männer am liebsten entmündigen würde. Die Königsklasse des Motorsports ist gleich zu Saisonbeginn nicht nur deswegen auf bedenklichem Konfrontationskurs.

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Wenn sonst in Bahrain die Debatte um Menschenrechte und die Sinnhaftigkeit eines Rennens in dem umstrittenen Königreich das Sportliche überlagerte, sorgten diesmal die Hauptdarsteller für eine sportpolitische Diskussion mit Zündstoff.

Festgefahrene Strukturen, unverständliche Entscheidungen und manchmal viel Lärm um Nichts. „Dieses ganze Zeug, die Politik und der ganze Bullshit in der Formel 1. Manchmal ist das total durchgeknallt“, betonte Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen. „Außenstehende schauen auf uns und fragen sich: 'Was tun die da?' Das ist für niemanden gut, aber so ist es seit Jahren.“

ECCLESTONES ANSAGE, WER NICHTS ZU SAGEN HAT: DIE FAHRER

Sie wollen doch nur helfen, die Fahrer. „In keinem Sport macht der Sportler die Regeln. Wir wollen auch nicht die sein, die entscheiden, wo der Sport hingehen soll“, betonte Sebastian Vettel - einer der drei Chefs der Fahrergewerkschaft GPDA in Bahrain. Der Weg, den die Formel 1 eingeschlagen habe, sei vielleicht aber nicht der Richtige, meinte er. Deswegen hatte die GPDA im Namen aller Fahrer einen offenen Brief geschrieben und neue Strukturen gefordert.

Ecclestones Antwort ließ nicht lange auf sich warten, sie kam einer Entmündigung gleich. „Man sollte ihnen nicht mal erlauben zu reden. Sie sollten sich ins Auto setzen und fahren“, sagte er. „Welches Interesse haben die Fahrer, außer das Geld mitzunehmen aus dem Sport?“, meinte der 85 Jahre alte Multimilliardär.

„Das heißt, wir haben die erreicht, die wir erreichen wollten“, reagierte Nico Rosberg von Mercedes auf die Ausführungen des Geschäftsführers der Formel 1. „Manch einem ist das vielleicht nicht so recht, dass wir da unsere Kritik äußern, verständlicherweise. Das ist uns jetzt aber eigentlich egal.“

DAS ANGEBLICHE MERCEDES-PROBLEM UND DER FC BAYERN

Der verzweifelte Versuch mit einem neuen und in Bahrain noch unübersichtlicheren Qualifying-Format war sicherlich der Tiefpunkt der ständigen Suche nach künstlicher Spannung. Das Nachspiel passte dazu. Die Rückkehr zum alten Modus scheiterte an Ecclestone und dem Weltverbands-Präsidenten Jean Todt. „Wir sind zu keinem Ergebnis gekommen, wie wir weiter verfahren wollen“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Ecclestone hält die Mercedes-Dominanz für das Problem. Siege seien vorhersagbar. Ergo schwinde das Interesse. Das wäre, als wäre das Interesse an der Fußball-Bundesliga in den zurückliegenden Spielzeiten deutlich gesunken, weil praktisch jeder am Anfang wusste, dass der FC Bayern am Ende den Titel holt.

Beim Fußball würden deswegen aber nicht jährlich oder gar monatlich Regeln geändert oder modifiziert. Bei der Formel 1 wird das gemacht, gern auch für viel Geld, das aber nur ganz wenige Teams überhaupt haben. Was dann folgt, sind die immer wiederkehrenden Diskussionen um die zu hohen Kosten und das Bangen um einzelne, klamme Teams.

Dabei ist es so einfach. „Die Menschen, die sich die Rennen anschauen, wissen doch gar nichts von all den Kontrollschaltern. Sie wollen Rennen sehen, Rad-an-Rad-Duelle. Sie wollen Zweikämpfe sehen, Rauch, wenn du dich verbremst. Das ist aufregend“, betonte Titelverteidiger Lewis Hamilton.

EIN BISSCHEN VIDEO IST SCHON ZUVIEL: DIE FORMEL 1 UND SOCIAL MEDIA

Jeder Sport braucht Idole. Denn Fans wollen Idole, sie wollen sie sehen, mit ihnen Fotos machen. Wenn das schon in der zumeist abgeschotteten PS-Welt nicht geht, dann wollen sie auf dem Laufenden gehalten werden.

„Ich habe Fans, die auf der ganzen Welt verfolgen, was ich mache und die zu den Rennen kommen. Mit Videos und Bildern kann ich ihnen sofort die Dinge zeigen, die sie sonst nicht sehen“, betonte Social-Media-Champion Lewis Hamilton in Bahrain. Egal, verboten. Wer keine Lizenz für Bewegtbilder für viel Geld erworben hat, darf nicht mal ein Mini-Mini-Video aus der Formel-1-eigenen-Welt namens Paddock posten.

Vor gut anderthalb Jahren hatte Ecclestone schon mal seine Meinung zum Thema Social Media kundgetan: „Ich bin nicht am Twittern, an Facebook und dem ganzen Unsinn interessiert.“ Er sei dafür zu altmodisch. Ecclestone führt die Formel 1 seit rund vier Jahrzehnten.