Hamilton: Late-Night in Moskau - hellwach in Sotschi
Sotschi (dpa) - Beim Auftritt in einer russischen Late-Night-Show in Moskau war Lewis Hamilton auch wieder ganz er selbst. Stylisch gekleidet, mit modischem Hut auf dem Kopf. Er lachte viel, machte auch den Jux mit einer Probefahrt auf einer Spielzeug-Rennbahn gut gelaunt mit.
Hamilton hat sich längst an die Medien gewöhnt, in der Showbranche fühlt sich der Freund von Pop-Sängerin Nicole Scherzinger wohl. Nur eines braucht niemand zu glauben: Dass Hamilton sich von all dem ablenken lassen würde auf seinem Weg zum zweiten WM-Titel.
„Es würde einen Unterschied in meinem Leben ausmachen“, sagte er zu der Aussicht, nach 2008 im McLaren endlich wieder am Ende einer Saison der Beste, der Erste zu sein. „Darauf arbeite ich seit sehr, sehr langer Zeit hin. Ich hoffe aber auch, dass - egal was passiert - mein Jahr generell hilft, andere zu inspirieren. Ich lebe diesen Traum für so viele in der Welt“, sagte der Mercedes-Pilot und WM-Spitzenreiter in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa vor dem Großen Preis von Russland.
Einem Rennen, das für alle kein normales ist. Auch für Hamilton nicht, sein Auftritt in der Evening Urgant Show sollte darüber nicht hinwegtäuschen. Der 29-Jährige, der den WM-Lauf mit dem schrecklichen Unfall von Jules Bianchi am vergangenen Sonntag in Suzuka gewann, wirkt ebenfalls noch schwer berührt, wenn die Sprache auf das Schicksal des Kollegen kommt. Über ein Foto bei Facebook schrieb Hamilton die Worte „Forza Jules“.
Hamilton ist überhaupt ein Mensch, der seine Stimmungen und seine Emotionen gern und oft mit der Öffentlichkeit teilt. Er ist in den sozialen Netzwerken sehr aktiv und hält seine mehr als 2,6 Millionen Facebook-Fans ebenso stets auf Laufenden wie seine knapp 2,4 Millionen Follower bei Twitter. Es geht ihm auch darum, andere zu inspirieren. „Ich lebe diesen Traum für so viele in der Welt“, sagte er.
Hamilton ist aber absoluter Realist, wenn es darum geht, sich seinen nächsten eigenen Traum zu erfüllen. „Es gibt noch vier Rennen und ich werde weiterhin noch härter arbeiten. Aber was passiert, passiert“, sagte er. Mit einer Niederlage im brisanten Team- und WM-Duell mit Nico Rosberg will er sich nicht auseinandersetzen. Nicht jetzt: „Ich denke nie über das nächste Wochenende hinaus.“
Dabei haben ihn Niederlagen auch zu dem gemacht, was und wie er nun ist. „Was mich stark macht heute, ist, dass ich verloren habe. Es hat mich hungrig gemacht“, betonte er. Im Vergleich zum ebenfalls hitzigen Stallduell 2007 mit Fernando Alonso bei McLaren in seiner ersten Formel-1-Saison sei er jetzt einfach älter. „Ich hatte nicht viele Rennen in der Formel 1, hatte nicht viele Boxenstopps. Ich hatte nicht gelernt, wie es ist, mit einem Team von 1000 Leuten zu arbeiten, ich stand vorher nicht vor so vielen Kameras.“ Auch nicht vor der einer russischen Late-Night-Show.