Hamilton und Button daheim unter Druck

Silverstone (dpa) - Schon auf dem matschigen Campingplatz von Silverstone setzte sich Jenson Buttons Pannenserie fort. Bis zur Vorderachse war der Wohnwagen des Formel-1-Piloten im Schlamm versunken, als der Brite ihn vor seinem Heimrennen beziehen wollte.

„Es regnet schon seit 300 Jahren in England, einfach schrecklich“, maulte der McLaren-Fahrer. Es läuft seit Wochen einfach nicht mehr rund für den Weltmeister von 2009, in der WM ist der Auftaktsieger bis auf Platz acht abgerutscht. Auch sein Team und Stallkollege Lewis Hamilton stehen vor dem Heimspiel gewaltig unter Druck.

Zu viele Fehler, unerklärliche Leistungslöcher und dazu die Dauerdebatte um Hamiltons Vertragsverlängerung belasten die Bilanz des Traditionsrennstalls aus Woking. Eine Reihe von Patzern bei Boxenstopps haben die beiden Piloten genauso wichtige WM-Punkte gekostet wie taktisches Versagen. Dabei galt der MP4-27 zu Saisonbeginn als das gelungenste Auto im Feld. „Wir haben immer noch genug Chancen auf den Titel“, entgegnete der WM-Dritte Hamilton in Silverstone den lauter werdenden Unkenrufen.

In den Tagen vor dem neunten Saisonlauf spekulierten die britischen Medien bereits, dass die angespannte Lage bei McLaren sogar zum Zerwürfnis zwischen Hamilton und Button führen könnte. Lange war das Duo als Spaßfraktion unterwegs, doch wie lange hält das gute Binnenklima noch? In allen acht Saisonläufen ließ Hamilton seinen Stallrivalen in der Qualifikation hinter sich, so etwas gefällt keinem Rennfahrer.

„Ich habe schon schlechte Zeiten durchlebt und auch gute Zeiten. Ich liebe diesen Job immer noch“, beteuerte Button. 62 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso sind allerdings eine gewaltige Hypothek für den Rest des Jahres. Magere sechs Zähler hat der 32-Jährige aus den vergangenen fünf Rennen geholt. Bei zwölf Versuchen in Silverstone hat er es noch nie aufs Podium geschafft. Schlechte Aussichten für eine Trendwende.

So gut wie vergessen ist Buttons starkes Vorjahr, als er als erster Teamkollege Hamilton über eine Saison hinweg distanzierte und am Ende WM-Zweiter wurde. In diesem Jahr wirkt Button fast schon so grau wie das Wetter in Silverstone. Die Schlagzeilen bestimmt wieder Hamilton, der sich mit einem Top-Vertrag endgültig den Status des Platzhirschen sichern will.

25 Millionen Euro Jahresgehalt fordert der Champion von 2008 angeblich, dazu einige Sonderrechte. So will er künftig seine Pokale behalten und nicht mehr an McLaren-Firmenchef Ron Dennis abtreten. „Wenn Ron das nicht will, dann muss er mir eben mehr Geld bieten“, sagte der 27-Jährige forsch.

Vorerst aber legte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh den Vertragspoker auf Eis. Alle Kraft soll in die Aufholjagd in der WM fließen. In den vergangenen 13 Jahren holte das Team nur einen Titel: 2008 triumphierte Hamilton in der Fahrer-WM. Der letzte Triumph bei den Konstrukteuren datiert aus dem Jahr 1998. Zahlen, die Druck erzeugen, erst recht beim Heimspiel im „Home of British Motor Racing“.