Hochspannung: Silberpfeil-Duo auf Augenhöhe im WM-Kampf

Melbourne (dpa) - Nico Rosberg muss bei seiner Revanche im WM-Rückspiel gegen Formel-1-Titelträger Lewis Hamilton auf keine Sonderregeln Rücksicht nehmen. Sein britischer Teamrivale verzichtet nicht nur auf die Nummer 1 auf seinem Mercedes W1 06. Er bekommt vom Team auch keinen Nummer-1-Status.

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„Wir starten die Saison wie im vergangenen Jahr: Mit zwei Fahrern auf Augenhöhe, die auch so behandelt werden“, betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem Saisonauftakt mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne.

Hamilton vs. Rosberg, es war das Duell der vergangenen Saison. Immer hart, bisweilen auch über die Grenzen dessen hinaus, was die Teamleitung tolerieren konnte. Nach dem Zusammenstoß der beiden Mercedes in Belgien mussten die Fahrer zum Rapport, Rosberg entschuldigte sich öffentlich. Er hatte mit seinem Wagen einen Reifen von Hamiltons Auto aufgeschlitzt. Mit der zuvor oft beschworenen Kart-Kumpel-Freundschaft war es danach endgültig vorbei.

2015 führt der Titel auch wieder nur über die beiden. „Ich plane so gut zu fahren wie im vergangenen Jahr, aber ich will besser sein“, betonte Hamilton bereits. Und Fußball-Fan Rosberg rief das Rückspiel aus. 11:5 lautete die Sieg-Bilanz in der vergangenen Saison für Hamilton. Im Qualifying aber war Rosberg der Bessere: 11:7 Poles für den gebürtigen Wiesbadener. „Sie sind sich im vergangenen Jahr nichts schuldig geblieben, und das Leistungslevel war auf einem ganz ähnlichen Niveau“, betonte Wolff. Die WM hätte auch andersrum ausgehen können, meinte der Österreicher.

Hamilton vs. Rosberg ist auch ein Duell unterschiedlicher Typen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Der 30 Jahre alte Brite musste in der Winterpause die abermalige Trennung von Pop-Sternchen Nicole Scherzinger verkraften. Davon, so betonte er unmittelbar vor dem Auftakt in Down under, will sich Hamilton diesmal aber nicht wieder auf der Strecke beirren lassen. Zu früheren Zeiten wirkten sich die privaten Höhen und Tiefen auch schon mal auf seine Leistung aus.

Rosberg, etwa ein halbes Jahr jünger als Hamilton, hat dagegen das private Glück seit langem gefunden. Jüngst verkündete er, mit Frau Vivian im Sommer das erste gemeinsame Kind zu erwarten. „Spannende Zeit für unsere kleine Family“, schrieb er. Eine Tochter soll es werden.

Hamilton trägt Tattoos, protzige Goldketten um den Hals und Brillis in den Ohren. Er posiert gern schon mal vor Autos, die wie Tattoos, protzige Goldketten und Brillanten auf vier Rädern wirken. Rosberg schickt Fotos von einem eleganten Mercedes-Oldtimer und twittert vom gemeinsamen Kino-Besuch („Fifty Shades of Grey“) mit Freunden.

Gemein ist beiden der Wille zum Erfolg, nur das Rosberg noch immer auf den Titel wartet. „Sie gehen ins dritte Jahr zusammen und sind gut aufgestellt. Jeder für sich, jeder unterschiedlich. Ich kann da keine Defizite erkennen“, sagte Wolff. Hamilton, der Weltmeister von 2008 und 2014, und Rosberg, der Weltmeister-Sohn (Vater Keke holte 1982 den Titel) und Vizechampion 2014. Sie seien in bester Verfassung, erklärte ihr Chef. Also bereit für den Kampf um die Nummer 1.