Wolff-Klartext zu Teamduell, Vertragsverhandlungen

Melbourne (dpa) - Kein Nummer-1-Status für den Weltmeister. Keine Eile bei dessen neuem Vertrag. Keine angeschlagene Formel 1. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat sich in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur zu Themen rund um das Silberpfeil-Team, aber auch um die Formel 1 geäußert.

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NUMMER 1: Gibt es wieder nicht. Nicht mal für den Weltmeister. Und das nicht, weil Lewis Hamilton auch bei seinem Rennwagen auf die 1 des Champions verzichtet. Sondern weil Mercedes seiner Devise treubleiben will, die im vergangenen Jahr auch jede Menge Nerven kostete. Hamilton und sein deutscher Widersacher Nico Rosberg starten wieder „auf Augenhöhe“. Genauso werden sie auch vom Team behandelt, betont Wolff.

FORMEL 1: Wolff widerspricht energisch, wenn es darum geht, dass die Formel 1 schwer angeschlagen sein soll. Er hält dagegen: „Die Formel 1 prosperiert.“ Er sieht die Probleme mancherorts der sinkenden Zuschauerzahlen, verweist aber auch auf ein anderes Konsumverhalten generell: Mehr Internet als TV. Zudem habe es auch schon immer Teams gegeben, die kamen und wieder gingen. Wolff sagt: „Die Formel 1 ist die Champions League des Motorsports und man muss wissen, was man tut, wenn man sich auf dieses Spielfeld wagt. Es ist ein Spielfeld multinationaler Konzerne mit großen Interessen.“

HAMILTON-VERTRAG 1: Sie verhandeln noch. Eile sieht Wolff nicht geboten. Schließlich ist Hamilton diese Saison noch an Mercedes gebunden. Und eigentlich ist beiden klar, wie es danach weitergeht. „Wir wollen mit ihm weitermachen. Er will natürlich im besten Auto fahren und im Moment stellen wir das. Daher ist die Stimmung positiv“, sagt Wolff. Es geht jetzt um die Details. Ein Zeitfenster haben sich beide Seiten nicht gesetzt. „In dem Moment, in dem man sich ein Ultimatum oder Zeitfenster setzt, bringt es Druck in die Verhandlungen. Und das brauchen wir nicht.“

HAMILTON-VERTRAG 2: Hamilton macht mittlerweile den Vettel. Wie der deutsche Vierfach-Champion hat der 30 Jahre alte Brite sein Management selbst übernommen. Sprich: Er verhandelt direkt mit Wolff. Dass Hamilton keinen Manager habe, spiele keine Rolle, „weil er ein intelligenter Kerl ist, der sich auch in diesem Bereich weiterentwickeln will und das auch macht“, betont Wolff. Kleine Einschränkung für den Mercedes-Motorsportchef: Für ihn sei es vielleicht „ein klein wenig komplizierter, diffiziler“. Hamilton soll sich wohlfühlen und die bestmögliche Atmosphäre vorfinden. Da sei es natürlich leichter, einem Manager gegebenenfalls mal die Leviten zu lesen.

KONKURRENZ: Dass Ferrari einen starken Eindruck hinterlassen hat hinter dem eigenen Team bei den Testfahrten, ist Wolff nicht entgangen. Die Scuderia mit Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen könne „gefährlich werden“. Insgesamt rechnet Wolff damit, dass die Verfolger dichter zusammenrücken und womöglich breiter aufgestellt sind als im vergangenen Jahr, in dem einzig Red Bull (3) neben Mercedes siegen konnte und Mercedes-Antriebspartner Williams zumindest einige Male für positive Überraschungen sorgte.

VORBEREITUNGSPOKER: Davon will Wolff nichts wissen. „Zurückhalten tut niemand etwas“, betont er. Bei den insgesamt zwölftägigen Testfahrten zogen die Silberpfeile konsequent ihr Programm durch. Zuerst ging es um Haltbarkeit, um Konstanz und Ausdauer. Die Gesamtlaufleistung mit über 6100 Kilometern und damit deutlich mehr als bei allen anderen sprach für sich. Gegen Ende ging es auch um den Speed. Und da führt Mercedes die Rangliste ebenfalls an. Schneller als Rosberg war beim Grand-Prix-Indikator Barcelona keiner. „Da wird versucht und experimentiert, aber niemals vor dem Hintergrund, irgendwas zurückzuhalten“, betont Wolff.