„Kein Desaster“: Mercedes-Neustart mit alten Schwächen
Melbourne (dpa) - Für Mercedes hat der Neustart der Silberpfeile mit alten Schwächen begonnen. Ein technischer Defekt bei Nico Rosberg, eine Debatte um Strategiefehler bei Lewis Hamilton - der Weg an die Formel-1-Spitze ist für das umformierte Werksteam auch in der Ära nach Michael Schumacher weit.
„Irgendwie schraubt man die eigenen Ansprüche hoch, auch wenn es falsch ist“, bekannte der neue Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff etwas ernüchtert nach dem Saisonauftakt in Australien am Sonntag.
Fast täglich waren die Hoffnungen bei Mercedes in den Tagen vor der Saison gewachsen. Die erstaunlichen Rundenzeiten von Rosberg und Hamilton bei den Abschlusstests in Barcelona und die ersten Eindrücke von Melbourne versprachen einiges. „Wir haben auf jeden Fall einen großen Schritt als Team gemacht“, beteuerte Rosberg. Sein Gesicht sprach in den Abendstunden im Albert Park jedoch eine andere Sprache.
Denn im Rennen war wie schon so oft in den vergangenen drei Jahren seit der Rückkehr des Werksrennstalls zu viel schief gelaufen. Rosberg rollte in der 27. Runde als Drittplatzierter aus. „Es hat gerade gestottert, dann ist es ausgegangen“, beschrieb der 27-Jährige seine Eindrücke im Auto. Diagnose: Elektronikversagen, der Batterie fehlte die Stromzufuhr. „Nicht akzeptabel“, wetterte Wolff.
Und auch Hamiltons Tag verlief nicht nach Plan. Von einer gewagten Strategie mit zwei Stopps schwenkte der Kommandostand mittendrin doch auf eine Drei-Stopp-Taktik um, weil die Reifen nicht hielten. Der neue Aufsichtsratsboss Niki Lauda bemängelte die falsche Entscheidung am RTL-Mikrofon. Auch Wolff bezeichnete den Irrtum als „ärgerlich“. Immerhin: Platz fünf für Hamilton sei „kein Desaster“, fügte der Österreicher hinzu.
Hamilton sparte sich ohnehin nach seinem Renndebüt im Silberpfeil jegliche öffentliche Kritik und kehrte stattdessen den Teamplayer heraus. „Es ist viel besser, als wir es beim ersten Saisonrennen erwartet hatten“, versicherte der Brite. Nicht zuletzt wird der 28-Jährige sehr wohl registriert haben, dass sein bisheriger Arbeitgeber McLaren derzeit in deutlich größeren Schwierigkeiten steckt. „Wichtig ist, dass wir ein Auto haben, mit dem wir arbeiten können“, sagte Hamilton und verabschiedete sich in die Nacht.
Malaysia heißt der nächste Zwischenstopp, bis dahin wollen sie bei Mercedes die gewonnenen Erkenntnisse eingeordnet haben. „Es gibt noch vieles zu lernen“, formulierte Motorsportchef Wolff den Arbeitsauftrag. Teamchef Ross Brawn versprach prompt: „Wenn wir die Puzzleteile zusammensetzen können, haben wir alle Zutaten für ein gutes Rennen.“