Nico Rosberg: Wir haben die Titel-Reife
Der Pilot ist schlank geworden und hat sich doch zum Schwergewicht in der Formel 1 entwickelt.
Köln. Er weiß, dass er das beste Jahr seiner Formel-1-Karriere erwischt hat. Nico Rosberg führt das Klassement nach den vier Rennen in Australien, Malaysia, Bahrain und Schanghai knapp vor seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton an. Freitag beginnt in Barcelona die Europa-Tournee der Königsklasse. Rosberg will die Führung behaupten und seinen Team-Kollegen Lewis Hamilton in Schach halten.
„Ich werde jedenfalls alles dafür tun und möchte die Führung in Barcelona ausbauen“, sagte Rosberg. „Wir haben die Reife für den Weltmeister-Titel, und ich fahre auf Attacke.“ Rosberg ist schlank geworden. Aber die gesamte Vollgasbranche hat Kilos gelassen, jedes Pfund mehr auf den Rippen bedeutet Hundertstel mehr auf den Stoppuhren. Rosberg knabbert bei seiner RTL-Visite an einem Stück Brot. „Selbst gebacken“, sagt er und erntet Verblüffung. „Wie, persönlich, tatsächlich selbst gemacht?“ „Selbst gebacken, sag ich doch. Ist gar nicht so schwer. Und schmeckt wirklich gut.“
Ob das der neue Trend sei und sein Rivale Lewis Hamilton auch am Backofen stehen würde, will jemand wissen. „Nee, kann ich mir nicht vorstellen.“ Rosberg gegen Hamilton, das ist das Duell dieser Saison. Beide sitzen sie in Autos, die der Konkurrenz bisher um die Ohren gefahren sind. Hamilton musste nur in Melbourne früh passen, Rosberg gewann. In den folgenden Rennen trumpfte Hamilton als Dreifach-Sieger am Stück auf, mit Rosberg jeweils als Zweitem — ein Mister Zuverlässig, der fleißig Punkte sammelte und nun von ganz oben auf das Punkte-Tableau blickt. Nach drei zweiten Plätzen hinter Hamilton kündigte Rosberg an: „Natürlich ist es mein Ziel, das jetzt rumzudrehen.“
Hamilton gegen Rosberg, dieser Zweikampf hat Tradition. „Wir haben uns bereits als 14-Jährige in den Karts duelliert. Da ging es beinhart zur Sache. Wir sind Freunde geblieben.“ Mit leichten Einschränkungen, wie er zugibt: „Wenn du so wie jetzt um den Titel kämpfst, verändert sich das Verhältnis doch schon ein bisschen.“ Einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte, hat es in Bahrain gegeben. Die Runden kurz vor dem Abwinken waren Racing in Reinkultur, Motorsport auf ganz hohem Niveau. „Das ging wirklich Spitz auf Knopf mit Reifenberührung, aber es war sicherlich eine Werbung für unseren Sport“, blickt Rosberg zurück. Und stellt eine Forderung: „Wir müssen alles dafür tun, dass unser Sport der coolste der Welt bleibt. Es haben zuletzt viele die Formel 1 schlechtgeredet, dazu gehörte auch Bernie Ecclestone. Aber ich sehe uns auf einem guten Weg.“