Großer Preis von Australien Norris-Ansage nach Formel-1-Chaos: Stress macht es schöner

Melbourne · Ein Formel-1-Auftakt für Jahresrückblicke: Lando Norris siegt unbeeindruckt, er schlägt in Melbourne den Weltmeister. Wirklich bitter wird es für Ferrari mit Lewis Hamilton.

Norris-Ansage nach Formel-1-Chaos: Stress macht es schöner
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Nach seiner triumphalen Siegfahrt im Regen- und Rutschchaos von Melbourne und der Wachablösung von Max Verstappen nach 1029 Tagen an der WM-Spitze kostete Lando Norris jeden Moment aus. Und ganz besonders, dass er in der verrückten Schlussphase des Großen Preises von Australien dem Druck von Serien-Champion Verstappen standhielt. „Du kannst dir in einem Moment alles ruinieren, sagte Norris: „Aber dass es so stressig ist, macht es noch schöner.“

Teil eins von 24 Weltmeister-Reifeprüfungen hat der 25 Jahre alte Brite in einem Rennen bestanden, das genügend Stoff für Jahresrückblicke lieferte. 0,895 Sekunden vor Verstappen raste Norris mit seinem McLaren durchs Ziel.

„Es ist das erste Rennen. Ich muss es nächstes Wochenende wiederholen und immer weiter“, sagte Norris nach seinem fünften Karrieresieg. Schon am kommenden Sonntag folgt in Shanghai Teil zwei des WM-Kampfs.

In Melbourne wurde selbst Verstappen kurz panisch

Unfälle, das Aus von 6 von 20 Fahrern und Safety-Car-Phasen fast in Dauerschleife prägten den Saisonstart im Albert Park. Schwer machten es den Piloten ein heftiger Temperatursturz und Regen vor, zu Beginn und noch mal in der Schlussphase des Rennens auf dem ohnehin schnell schmierigen Kurs.

Selbst bei einem Regen-Experten wie Verstappen kam wegen der Reifenwahl da „kurz ein bisschen Panik“ auf. Mit Platz zwei konnte der viermalige Weltmeister am Ende aber bestens leben. „Das sind 18 Punkte mehr als vergangenes Jahr hier - die nehm' ich mit.“ 2024, als Australien dritte WM-Station war, hatte er das Ziel nicht erreicht.

Die Glücklichen

Es gab ein paar andere, die auch mehr als zufrieden das Fahrerlager verließen: George Russell beispielsweise als Dritter im Mercedes. Erst recht sein neuer Teamkollege Andrea Kimi Antonelli, der es in seinem ersten Formel-1-Rennen als zweitjüngster Fahrer in der Historie der Motorsport-Königsklasse (hinter Verstappen) in die Punkte schaffte.

Der 18-Jährige kam als Vierter an, durch eine Fünf-Sekunden-Strafe landete er dann zwischenzeitig im zweiten Silberpfeil auf Rang fünf, ehe die Sanktion wieder zurückgenommen und Antonelli als Vierter gewertet wurde. Gestartet war er von Position 16. „Ich kann mich über den Verlauf meines ersten Formel-1-Rennens wirklich nicht beschweren“, sagte Antonelli.

Tränen und Trümmer: Kein Glanztag für alle neuen Stammfahrer

Nebenbei: Von den insgesamt sechs Rookies, die in ihre ersten Saison als Einsatzfahrer starten, kamen vier nach Unfällen nicht ins Ziel. Am bittersten wurde die Premiere für Isack Hadjar: Der 20 Jahre alte Franzose krachte mit seinem Racing Bull auf der Einführungsrunde in die Streckenbegrenzung. Das Rennen fand ohne ihn statt.

Zu den Gewinnern zählte indes auch Nico Hülkenberg. Von Platz 17 gestartet kam der Sauber-Rückkehrer als Siebter völlig überraschend in die Punkte. „Es ist Balsam für die Seele“, sagte der 37-Jährige. Mit einem Schlag holte er mehr Punkte (6) als Sauber im gesamten vergangenen Jahr mit zwei Fahrern. „Wir haben uns belohnt, indem wir keine Fehler gemacht haben“, betonte der gebürtige Rheinländer.

Die rote Enttäuschung

Dass er dabei auch noch beide Ferraris hinter sich ließ, gibt zwar keine Zusatzpunkte, bemerkenswert ist es umso mehr. Und das nicht nur, weil Sauber die Motoren von Ferrari bekommt. Sondern vielmehr, weil die Scuderia mit ihrem neuen Superstar Lewis Hamilton und Dauerhoffnungsträger Charles Leclerc weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Entsprechend trist war die Stimmung im abendlich sehr kühlen Melbourne in der Teamunterkunft direkt neben der feiernden McLaren-Truppe.

„Es war sehr schwierig und es lief noch deutlich schlimmer, als ich es erwartet hatte“, sagte Hamilton. Platz zehn im ersten Rennen für Ferrari. „Das Auto war heute ganz schwer zu fahren. Ich bin einfach dankbar, dass ich keine Mauer geküsst habe, denn das war schon manchmal knapp.“

Genervt blaffte er während des Rennens mehrfach via Funk seinen Ingenieur an, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Kollege Leclerc wurde auch nur Achter. „Wir können mit dem Ergebnis nicht glücklich sein“, konstatierte Teamchef Frédéric Vasseur.

Wieder kein Heimsieg für Australien

Zwischen den beiden Ferrari-Piloten kam noch ein weiterer Geschlagener ins Ziel: Oscar Piastri. Der Traum der Fans auf den trotz Regen und Sturm vollen Rängen platzte - wieder nichts mit einem Heimsieg eines Australiers.

Zunächst bremste das Team ihn knapp hinter Norris fahrend ein. Er solle nicht überholen, bekam Piastri zu hören. Dann patzte der 23-Jährige selbst, rutschte über den Rasen und hatte keine Chance mehr auf den Sieg in seiner Heimatstadt. „Meine eigene Schuld, deshalb bin ich absolut enttäuscht.“

© dpa-infocom, dpa:250316-930-405057/4

(dpa)