Oh je, Red Bull: „Brauchen mehr Zeit“
Sakhir (dpa) - Drei Wochen vor dem Saisonauftakt hinkt Formel-1-Weltmeister Red Bull der Konkurrenz erschreckend weit hinterher. Das Fazit von Sebastian Vettels Teamkollegen nach mickrigen 15 Runden zum Abschluss der zweiten Testphase fiel mehr als ernüchternd aus.
„Ich schätze, wir brauchen noch mehr Zeit“, sagte Daniel Ricciardo. Nur an einem Tag lief es in Bahrain einigermaßen rund, und Vettel konnte fast 60 Runden absolvieren. Der Rest war Schweigen.
Was Red Bull fehlt, hat MercedesAMG schon reichlich gesammelt: Kilometer. „Wir haben uns lange auf diese Saison vorbereitet. Und es zeigt sich jetzt auch, dass wir mit der richtigen Vorbereitung zumindest vernünftig zum Testen kommen. Jeder Kilometer ist wertvoll“, betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Die Silberpfeile fuhren schon beim ersten Test Ende Januar in Jerez de la Frontera eine Rennsimulation. In Bahrain folgte als erstes Team auch eine Quali-Runde.
Nico Rosberg benötigte am Samstag auf dem Grand-Prix-Kurs in Bahrain dabei nur 1:33,283 Minuten. Der Wiesbadener unterbot die Bestmarke, aufgestellt am Vortag durch seinen Teamkollegen Lewis Hamilton, noch einmal um fast eine Sekunde. Überbewerten wollte Rosberg das aber nicht: „Es ist zu früh, um zu sagen wo wir stehen. Wir müssen sehr vorsichtig sein.“
So sieht es auch Wolff. Denn über allem steht die Frage der Haltbarkeit. Das sei „noch lange nicht ausgemerzt. Auch wir sind immer wieder stehengeblieben bei längeren Runs“, betonte der Mercedes-Motorsportchef. Die neuen Antriebseinheiten seien einfach noch nicht ausgereift und getestet, „dass man sagen kann, es ist absolut haltbar und zuverlässig“.
Selbst wenn man in Sachen Zuverlässigkeit mit am besten dastehe, „sind auch wir in einer schwierigen Situation“, sagte auch Rosberg: „Wir haben eine Rennsimulation geschafft, danach ist der Wagen aber liegengeblieben.“ Und letztlich reicht ein Problem, um das Auto beim Rennauftakt am 16. März in Australien zu stoppen.
Schwierigkeiten haben alle mit den neuen Autos, die durch die neuen Turbo-Motoren und das hochkomplexe Hybridsystem ERS derzeit extrem anfällig sind. Nur vier Testtage - vom 27. Februar bis 2. März abermals in Bahrain - bleiben allen Rennställen noch, um die Autos für den Rennauftakt abzustimmen. Rosberg sprach auch am Samstag noch einmal von einer „massiven Herausforderung“.
Vor der größten steht aber offensichtlich ausgerechnet Red Bull, das Weltmeister-Team der vergangenen vier Jahre. Die Liste der Probleme an den bisherigen acht Testtagen ist lang. Gerade, als es sich gut anfühlte, musste Ricciardo am Samstag den Wagen wieder in der Box auf dem Bahrain International Circuit abstellen. „Leider gab es wieder ein anderes Problem“, räumte er ein.
Sein ruhmreicher Teamkollege wird an den letzten beiden Testtagen vor dem Saisonstart hinterm Steuer sitzen. Sicherlich in der Hoffnung, dass der RB10, dessen Kosename diesmal sicherlich noch spezieller als sonst bei Vettels Wagen ausfallen dürfte, nicht mehr zickt und muckt. Denn der Heppenheimer will in diesem Jahr seinen fünften Titel in Serie holen. „Wir stehen im Moment noch vor einem großen Berg“, hatte er nach seinem letzten Testeinsatz jüngst allerdings zugeben müssen: „Aber wir hoffen, dass wir rechtzeitig auf dem Gipfel ankommen.“