Polizei im Großeinsatz - „Alptraum“

Montréal (dpa) - Die größte Feiermeile des Formel-1-Wochenendes jeden Abend unter Dauerbewachung, am Rennsonntag beherrschten auch auf dem Weg zur Strecke Polizisten das Bild.

Bevor es auf dem Circuit Gilles Villeneuve losging, hatten die seit Wochen demonstrierenden Studenten den Großen Preis von Kanada als Plattform für ihre Proteste schon längst benutzt. Am Abend vor dem siebten WM-Lauf kam es Medienberichten zufolge zu 28 Festnahmen. „Die Organisatoren der Grand-Prix-Festlichkeiten haben am Samstagabend ihren schlimmsten Alptraum erlebt“, schrieb die „Montreal Gazette“.

Nachdem eine Demonstration mit rund 600 Menschen friedlich begonnen hatte, war es in Downtown Montréal zu einem regelrechten Katz-und-Maus-Spiel gekommen. Immer wieder drängten Beamte in schwerer Schutzkleidung die Protestler zurück, um ihnen den Weg zu versperren. Davon wurden auch Touristen und abendliche Spaziergänger in der äußerst belebten Gegend betroffen. Zwischen Autos, die sich - wenn überhaupt - meist nur im Schneckentempo fortbewegen konnten, versuchten sie, den kritischen Plätzen zu entkommen.

Entsprechend wurden die Sicherheitsvorkehrungen am Sonntag offenbar noch einmal verschärft. Vor den Metrostationen Richtung Rennstrecke standen die Beamten aneinandergereiht. „Die Polizei in höchster Anspannung“, titelte „La Presse“.

Ziel der Protestler, die sich am Samstag in der 47. Demonstrationsnacht vor allem gegen die Erhöhung von Studiengebühren, die Einführung eines neuen Demonstrationsgesetzes und den Kapitalismus mit ihren Märschen gewandt hatten, waren neben dem Festival Francofolies die Straßen, in denen die Formel-1-Fans feierten. Mit allen Mitteln versuchten die Beamten, die Demonstranten fernzuhalten. Am Donnerstagabend hatte es bereits 38 Festnahmen gegeben.

Für Wirbel sorgten vor dem Rennen auf der Île Notre Dame im Sankt-Lorenz-Strom dann auch noch die Aussagen des kanadischen Ex-Weltmeisters Jacques Villeneuve. „Langsam wird es lächerlich“, hatte der in Quebec geborene Formel-1-Champion von 1997 gesagt. „Sie haben ihre Meinung gesagt, wir haben verstanden. Für die Leute ist es an der Zeit aufzuwachen, anstatt faul herumzuhängen.“

Villeneuve erklärte daraufhin, dass er sogar Morddrohungen erhalten habe. „Ich habe zahlreiche verletzende und auch bedrohende Nachrichten bekommen“, wurde er in kanadischen Zeitungen am Samstag zitiert. Nachdem Villeneuve, der durchaus bekannt ist für streitbare Aussagen, eine mögliche Blockade der Metrostation auch noch als „terroristischen Akt“ bezeichnet hatte, kommentierte die Zeitung „La Presse“ dies als verbalen Fehltritt. Demonstranten könnten sich dadurch erst recht aufgefordert fühlen. „Merci, Herr Villeneuve für diesen Moment der Entspannung“, schrieb das Blatt zynisch.

Seit Wochen kommt es vor allem in Montréal zu den Protesten. Die Demonstranten hatten schon vorher angekündigt, die Formel 1 als Bühne zunutzen, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Entsprechend viele Sicherheitsleute waren auch rund um die Strecke an diesem Wochenende im Einsatz. Unter anderem in Metrostationen hielten Polizisten zusätzlich Wache.