Prozess gegen Ecclestone geht mit ersten Zeugen weiter
München (dpa) - Formel-1-Chef Bernie Ecclestone muss sich nach einer Woche Verschnaufpause wieder auf den Weg nach München machen. Am zweiten Tag des spektakulären Bestechungsprozesses gegen den 83-jährigen Briten vor dem Landgericht sollen am Freitag (2.
Mai) die ersten Zeugen vernommen werden.
Geladen sind eine Staatsanwältin und ein Staatsanwalt, die sich zu den früheren Aussagen von Ecclestone über die Gründe für seine Millionenzahlung an den bayerischen Banker Gerhard Gribkowsky äußern sollen.
Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl hatte Ecclestone während des Ermittlungsverfahrens zu den Zahlungen befragt, Staatsanwalt Martin Bauer während des Prozesses gegen Gribkowsky. Mit der Zeugenvernehmung der Juristen soll auch geklärt werden, ob Ecclestones Aussagen stringent waren oder ob es im Laufe der Zeit Abweichungen gab. Dass das Geld von Ecclestone an Gribkowsky geflossen ist, ist klar. In dem Prozess geht es aber um die Frage, ob es sich um Erpressung oder Bestechung handelte. Die Staatsanwaltschaft geht von Bestechung aus.
Zum Auftakt am Donnerstag vergangener Woche hatte Ecclestone diesen Vorwurf bestritten. In einer stundenlangen Erklärung, die er von seinen Anwälten vorlesen ließ, stellte er sich vielmehr als Opfer einer Erpressung dar und beschuldigte Gribkowsky der Lüge: „Herr Dr. Gribkowsky hat in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt.“ Ecclestone fühlte sich angeblich von Gribkowksy unter Druck gesetzt. „Mir war klar, dass er auf jeden Fall Geld haben wollte.“ Er habe Angst gehabt, dass ihn der Banker bei den britischen Steuerbehörden anzeige - dies hätte eine Nachzahlung von zwei Milliarden Pfund zur Folge haben können.
Ein Deal über die Höhe des Strafmaßes vor Gericht kommt für Ecclestone nicht infrage. „Ich will mich nicht freikaufen“, zitierte die „Bild“-Zeitung den Briten am Tag nach dem Prozessauftakt. „Ich sage dem Gericht die Wahrheit darüber, wie alles abgelaufen ist. Und dann ist es Sache des Gerichts, das alles zu beurteilen.“
Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar: Sie wirft Ecclestone Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor. Laut Anklage hat er dem früheren Vorstand der BayernLB 44 Millionen Dollar gezahlt, damit er die Formel-1-Mehrheit im Jahr 2006 an seinen Wunschinvestor CVC verkauft. Ecclestone versprach sich dadurch nach Ansicht der Staatsanwaltschaft den Erhalt seiner Macht in der Rennserie, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht. Bei einer Verurteilung droht ihm das Ende als Formel-1-Geschäftsführer.
Mit Spannung wird in dem Prozess vor allem die Zeugenaussage von Gribkowsky am 9. Mai erwartet. Er war vor knapp zwei Jahren zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er das Geld von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hatte. Er hatte aber im Gegensatz zu Ecclestone von Bestechungsgeld gesprochen. Ecclestones Anwälte wollen dies vor Gericht mit neuen Beweisen widerlegen.