„Ros the Boss“ feiert - „Mercedes walzt alles nieder“
Melbourne (dpa) - Im Kurzurlaub mit seiner Verlobten auf Bali kann sich Nico Rosberg nach seinem famosen Auftaktsieg in Australien jetzt schon sicher sein: Der Silberpfeil-Pilot wird 2014 rein statistisch Weltmeister.
Im nationalen Duell mit dem schnurstracks zu Freundin und Baby Emily in die Schweiz abgedüsten Titelverteidiger Sebastian Vettel hat Rosberg die Fahrzeugnase erstmal um Längen vorn. „Rosberg und Mercedes, totale Vorherrschaft. Die F1-Revolution hat ihre Führer“, schrieb Italiens Zeitung „La Repubblica“.
Die Sache mit der Statistik hat nur einen Haken. Dass bislang ein deutscher Auftaktsieger am Ende der jeweiligen Saison auch immer Weltmeister wurde, ist allein keine Garantie für den zweiten WM-Triumph der Familie Rosberg 32 Jahre nach Papa Kekes Titel 1982. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff warnt: „Red Bull hat massiv aufgeholt.“
Die Konkurrenz sieht es vorerst nur als Momentaufnahme, dass das Vettel-Team durch Motorenprobleme am Wagen des Hessen und der Disqualifikation des zweitplatzierten Daniel Ricciardo beim Großen Preis von Australien leer ausging. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sprach bereits von einem „Quantensprung“ in der Entwicklungsarbeit und orakelte: „Wir wissen, was noch im Auto und im Motor steckt.“
Wer allerdings „Ros the Boss“ (Australiens „Herald Sun“) nach seiner beeindruckenden Siegfahrt im Albert Park erlebte, spürte, dass auch er weiß, was der neue Silberpfeil noch zu leisten imstande ist. „Mein Auto ist halt so schnell, da konnte keiner mehr rankommen an mich“, meinte Rosberg selbst Stunden nach seinem Erfolg noch freudestrahlend bei einem Youtube-Video für seine Fans. Fast 25 Sekunden Vorsprung im Ziel - und es hätten sogar mehr sein können. „Ein bisschen war schon noch drin, klar“, sagte Rosberg.
Das kannte man in den vergangenen vier Jahren eigentlich nur vom Branchenführer Red Bull. Trotz des ersten Auftaktnullers seit 2009 für das Team wirkte Ricciardos Fahrt zumindest bis zu seinem Ausschluss wie ein Stimmungsbeschleuniger. „Man kann die einfach nie abschreiben“, sagte Rosberg: „Die müssen wir auf dem Zettel haben in den nächsten Rennen.“
Und nicht nur die, zumal der Fehlerteufel auch bei Mercedes zuschlug und den Silberpfeil von Pole-Mann Lewis Hamilton nach ein paar Kilometern lahmgelegt hatte. Vor allem der Auftritt des McLaren-Duos weckte Hoffnungen im Lager des Mercedes-Kunden. Neuling Kevin Magnussen und Ex-Champion Jenson Button rückten nachträglich auf die Plätze zwei und drei auf, und das nach einem McLaren-Jahr ganz ohne Podestränge. Button stapelte aber noch tief: „Bei freier Fahrt scheinen wir gegen jeden kämpfen zu können - außer einen.“
Mercedes! Für Italiens „La Stampa“ wirkte das Team des schwäbischen Autobauers „tatsächlich wie von einem anderen Planeten“. „Mercedes walzt alles nieder“, meinte Frankreichs „Le Figaro“. Und in Spanien stellte die Sportzeitung „Marca“ schon nach dem ersten von 19 Rennen fest: „Die Formel 1 steht in diesem Jahr im Zeichen von Mercedes.“
Das will Vettel verhindern. Nach den Problemen mit dem Motor sprach er sich selbst, seinem Team und den Verantwortlichen von Renault Mut zu. „Wichtig ist, dass wir jetzt nicht die Köpfe hängen lassen und uns daran erinnern, dass keiner alleine die Verantwortung trägt. Wir sind ein Team und müssen auch so agieren. In guten und in schlechten Zeiten“, schrieb Vettel auf seiner Homepage.
Grund für Panik sehe er nicht. „Wir haken dieses Wochenende ab, nehmen das, was wir gelernt haben mit nach Sepang und werden dort nächste Woche wieder mit ganzer Kraft an den Start gehen. Solange wir diese Einstellung beibehalten, kann nur alles besser werden“, meinte Vettel. Bei Rosberg klang das knapp zwei Wochen vor der enormen Herausforderung in schwüler Hitze so: „Ich freu mich total jetzt auf Malaysia. Das wird ein richtig cooler Saisonauftakt.“