Formel 1 Rosberg nutzt Pech der Konkurrenz auch in Sotschi
Sotschi (dpa) - Glückspilz Nico Rosberg plauderte nach seinem siebten Formel-1-Sieg in Serie entspannt mit Wladimir Putin, seine vom Pech verfolgten Titelrivalen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton mussten das nächste Frust-Erlebnis verarbeiten.
Dank seines ungefährdeten Erfolgs beim Großen Preis von Russland in Sotschi zieht WM-Spitzenreiter Rosberg seinen machtlosen Verfolgern immer weiter davon. „Das ganze Wochenende war einfach perfekt“, berichtete der stolze Seriensieger auch Kremlchef Putin beim kurzen Gespräch vor dem Gang aufs Podium. „Natürlich habe ich aber auch vom Missgeschick meiner ersten Konkurrenten profitiert“, räumte Rosberg mit Blick auf den frühen Unfall von Vettel und den Technikdefekt bei Hamilton ein.
Hamilton wurde in seinem Mercedes hinter Teamkollege Rosberg immerhin noch Zweiter, nachdem er wegen rätselhafter Probleme mit dem Motor nur als Zehnter ins Rennen gegangen war. „Ich bin einfach nur froh, dass ich meinen Wagen ins Ziel gerettet habe. Meine Seite der Garage hat derzeit einfach eine schwere Zeit“, klagte der britische Titelverteidiger. Dritter wurde der Finne Kimi Räikkönen im Ferrari.
Ferrari-Star Vettel musste nach einem Unfall schon in der ersten Runde aufgeben, seine Titelchancen sind nach der zweiten Nullnummer im vierten Saisonlauf nur noch minimal. „Das ist natürlich bitter, wenn man nach einer Runde schon Feierabend hat“, klagte der Hesse, nachdem ihm der offensichtlich bei seinem Heimspiel übermotivierte Red-Bull-Fahrer Daniil Kwjat gleich zweimal ins Auto gerauscht war.
In der Gesamtwertung baute Rosberg mit der Maximalausbeute von 100 Punkten seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Hamilton auf 43 Punkte aus. Vettel hat bereits 67 Zähler Rückstand auf seinen Landsmann, der seinem Sehnsuchtsziel vom ersten WM-Triumph im Rekordtempo entgegeneilt. „Es sind erst vier Rennen, Lewis wird zurückkommen, da bin ich sicher“, sagte Rosberg betont vorsichtig.
Eine Serie von mehr als sieben Siegen schaffte in der Geschichte der Formel 1 nur Vettel, der im Jahr 2013 sogar neun Rennen nacheinander gewann. Mindestens vier Erfolge zum Start einer Saison gelangen zuvor nur Ayrton Senna, Nigel Mansell und Michael Schumacher - alle wurden sie danach Weltmeister.
Allerdings musste das Mercedes-Team kräftig schwitzen, ehe der Doppelerfolg für Rosberg und Hamilton feststand. „Wir haben während des Rennens mit den Autos so viele Sorgen gehabt. Da haben wir gesagt: Das kann nicht wahr sein, jetzt stehen wir gleich mit beiden Autos“, verriet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Rosbergs Titelrivalen waren schon mit einem Handicap in das Rennen im Olympia-Ort von 2014 gegangen. Hamilton hatten in der Qualifikation die gleichen technischen Probleme gestoppt, die ihn jüngst in Shanghai gebremst hatten. Vettel wurde wegen eines Getriebewechsels auf Startrang sieben strafversetzt - ein verhängnisvolles Malheur.
Denn nachdem der Hesse einen guten Start erwischt hatte, fuhr ihm der Russe Kwjat mit seinem Red Bull in Kurve zwei und drei ins Heck. „Was zum Teufel machen wir hier eigentlich“, schimpfte Vettel über Funk, nachdem er in die Begrenzungsmauer gerauscht war.
Schon in Shanghai war Vettel auf der Strecke ein Scharmützel mit Kwjat verwickelt gewesen und hatte ihn danach zur Rede gestellt. „Die Bilder sprechen für sich“, sagte Vettel nun nach dem erneuten Ärger mit dem ungestümen Russen, der für sein Manöver in Sotschi eine Zehn-Sekunden-Strafe erhielt.
Wieder einmal verschont von großen Sorgen blieb Seriensieger Rosberg. Von der Pole Position dominierte er bis zum Ende das Rennen. Dank der Überlegenheit des Mercedes arbeitete sich auch Teamkollege Hamilton ziemlich mühelos nach vorn. Mehr als Rang zwei ging für den zweimaligen Sotschi-Sieger aber nicht, weil er wegen eines Problems mit dem Wasserdruck am Ende nicht mehr Vollgas geben durfte.
Rechtzeitig zum Schlussspurt flog dann auch Wladimir Putin ein. In Runde 47 nahm Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Staatschef in Empfang, umgeben von grimmigen Leibwächtern verfolgte Putin die letzten Runden. Wenig später rollte Rosberg über die Ziellinie, seine Glückssträhne hält.