Rosberg wahrt WM-Spannung: Brasilien-Sieg vor Hamilton
São Paulo (dpa) - Glücklich und abgekämpft genoss Nico Rosberg nach seinem Sieg im Millimeter-Duell mit Lewis Hamilton auf dem Podium die Samba-Klänge.
Nervenstark hatte der Deutsche beim Großen Preis von Brasilien die Serie seines Mercedes-Teamkollegen gestoppt und doch noch einmal für etwas mehr Spannung beim Formel-1-Titelfinale gesorgt. „Ich bin sehr, sehr glücklich. So kann es weitergehen“, schwärmte Rosberg. Mit hauchdünnen 1,4 Sekunden Vorsprung holte er sich in São Paulo seinen fünften Erfolg in diesem Jahr und liegt vor dem letzten Rennen 17 Zähler hinter Hamilton. Weil in Abu Dhabi doppelte Punkte vergeben werden, wäre Rosberg bei einem Sieg doch noch Weltmeister, wenn Hamilton höchstens Dritter wird.
„Dieses Wochenende hat alles gepasst, ich konnte den Abstand auf Lewis immer kontrollieren“, bilanzierte Rosberg erleichtert. Für Mercedes war es bereits der elfte Doppelerfolg in diesem Jahr. Der bisherige Rekord von McLaren (10) aus der Saison 1988 ist jetzt Geschichte. „Es hat Riesenspaß gemacht, es war ein tolles Rennen“, gab sich Hamilton trotz seiner ersten Niederlage nach zuletzt fünf Siegen in Serie entspannt. „Wir können so stolz sein auf dieses Team“, betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Im Schatten der erneut klar überlegenen Silberpfeile fuhr Williams-Pilot Felipe Massa bei seinem Heimrennen einen stürmisch bejubelten dritten Platz heraus. Titelverteidiger Sebastian Vettel, im Vorjahr noch Sieger in São Paulo, kam hinter McLaren-Routinier Jenson Button als Fünfter über die Ziellinie. „Schade, dass es nicht zum vierten Platz gereicht hat. Wir dachten, die McLaren wären in Reichweite“, sagte Vettel. Nico Hülkenberg sicherte sich in seinem Force India als Achter noch vier WM-Punkte. Sauber-Pilot Adrian Sutil ging als 16. erneut leer aus.
Doch am Ende ging es sowieso nur um das hauchdünne Duell zwischen den beiden Mercedes-Fahrern. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte schon vor dem Start überraschend deutlich Partei für Hamilton ergriffen. „Die meisten kennen Nico nicht. Deshalb wäre Lewis für den Sport der bessere Weltmeister“, sagte der Brite in einem Interview auf der offiziellen Homepage der Rennserie. Auf der Pole Position stand in São Paulo jedoch schon zum zehnten Mal in dieser Saison Rosberg. Der Deutsche erwischte wie vor Wochenfrist in Austin erneut den besseren Start als Hamilton und konnte Platz eins verteidigen.
Größter Verlierer auf den ersten Kilometern war Vorjahressieger Vettel, der nach einem Fahrfehler von Platz sechs auf Rang acht zurückfiel. „Ich habe das Auto verloren und hatte einfach keinen Schwung“, erklärte Vettel. Dort hatte der Hesse sofort seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo im Nacken und musste sich einiger Angriffe erwehren.
Schon nach sechs Runden startete der zu diesem Zeitpunkt drittplatzierte Massa den Reigen der Boxenstopps. Der Lokalmatador fuhr jedoch übereifrig zu schnell durch die Boxengasse und erhielt dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe. Problemlos lief es dagegen beim Spitzenduo. Rosberg holte sich als Erster frische Reifen und blieb hauchdünn vor Hamilton, der eine Runde später in die Box fuhr.
Ein paar Führungskilometer sammelte zum ersten Mal in dieser Saison Force-India-Pilot Hülkenberg, der sich eine andere Reifenstrategie zurechtgelegt hatte. In Runde 14 aber war das Vergnügen schon wieder vorbei, Rosberg holte sich mühelos Platz eins zurück. Aber Hamilton konnte der 29-Jährige nicht so einfach abschütteln. Zwei Sekunden lagen zwischen den Silberpfeilen, der britische WM-Spitzenreiter wollte nicht auf Nummer sicher gehen und sich mit Rang zwei begnügen.
Beinah hätte Hamilton dieses Risiko teuer bezahlt. Als Rosberg zum zweiten Reifenwechsel an die Box fuhr, setzte der Weltmeister von 2008 bei der Aufholjagd alles auf eine Karte und rutschte in Kurve eins von der Strecke. Hamilton konnte sein Auto gerade noch abfangen und weiterfahren, hatte nun aber sieben Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. „Sorry, Jungs“, entschuldigte er sich via Funk bei seiner Crew. „Bleib ruhig“, lautete die Antwort.
Die Schlussphase des Rennens wurde dann endgültig zum packenden Duell der beiden Silberpfeil-Stars. Rosberg musste auf den letzten Runden seine ganze Fahrkunst aufbieten, um seinen Stallkollegen hinter sich zu halten. Doch der gebürtige Wiesbadener erlaubte sich keinen Fehler und hatte anders als so oft in diesem Jahr diesmal am Ende die Fahrzeugspitze hauchdünn vorn. „Das wird ihm Auftrieb geben“, befand Mercedes-Chefaufseher Niki Lauda mit Blick auf das Saisonfinale in zwei Wochen.