Alonso reizt Position im Transferpoker aus

Sao Paulo (dpa) - Alle warten auf Alonso: Aber der spanische Super-Star genießt es offensichtlich, die Entscheidung über seine Zukunft weiter hinauszuzögern und damit den gesamten Formel-1-Tross hinzuhalten und zu ärgern.

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Selbst der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel kann seinen längst besiegelten Königstransfer zu Ferrari als Nachfolger von Fernando Alonso nicht offiziell bekanntgeben. „Ich werde nächste Saison definitiv nicht am Strand liegen“, sagte Vettel vor dem Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo entspannt. „Ich weiß, was passiert, und hoffe, es bald mitteilen zu können.“

Ob das noch Tage oder gar Wochen dauern wird, hängt allein von Alonso ab. Solange der zweifache Champion seinen „großen Plan“, wie er selbst sagte, nicht umgesetzt hat, sind die wichtigsten Piloten-Personalien blockiert. Dabei gilt es seit langem als wahrscheinlich, dass er zu McLaren-Honda geht. „Mal schauen, was passiert. Es ist schwierig“, meinte Alonso. „Ich muss überlegen, ob ich gehe oder nicht.“

Alonso hat drei Optionen: Er kann sich bei Ferrari stur stellen und abwarten, was passiert, oder er wechselt zu McLaren-Honda oder er pausiert eine Saison und wartet auf bessere Alternativen.

Wenn Alonso auf seinem für 2015 gültigen Vertrag bei Ferrari unter allen Umständen besteht, hat das Traditionsteam ein Riesenproblem. In Vettel, Kimi Räikkönen und dem Spanier würden die „Roten“ dann über drei Champions für zwei Cockpits verfügen. Sollte es für die Scuderia keine juristischen Schlupfwinkel geben, dürfte die Abfindung für Alonso als Ausweg aus dem Dilemma auf astronomische Summen steigen.

Dass er bei einer Zahlung im möglicherweise zweistelligen Millionenbereich die „Roten“ nach fünf Jahren ohne den erhofften Titel-Triumph verlassen könnte, deutete er in Sao Paulo erneut an. „Es gibt ein Leben nach Ferrari, Felipe Massa ist das Beispiel“, stichelte Alonso. Für seinen ehemaligen Teamkollegen Felipe Massa war bei Ferrari nach acht Jahren nach der vergangenen Saison Schluss: Der Brasilianer fährt nun durchaus erfolgreich für sein neues Team Williams.

Vielleicht lösen Alonso und McLaren aber auch die noch offenen Fragen. Der 32-malige Grand-Prix-Gewinner will nur für ein Jahr unterschreiben, um 2016 eventuell bessere Perspektiven zu haben. Der Rennstall will ihn aber für mindestens zwei Jahre holen und lockt angeblich mit einem Traumsalär von 70 Millionen Euro.

Nach Informationen des Fachmagazins „auto, motor und sport“ (ams) möchte Alonso mit McLarens neuem Motorenpartner Honda den Vertrag abschließen. Dann wäre er nicht an McLaren und vor allem dessen Mitbesitzer Ron Dennis gebunden. Nach nur einem Jahr hatte er das britische Team 2007 im Streit verlassen. Der Konflikt gipfelte damals in dem von Alonso publik gemachten Spionage-Skandal, der McLaren-Mercedes die Rekordstrafe von 100 Millionen Euro kostete. Teamchef Eric Boullier betonte indes in Brasilien: „McLaren verhandelt mit Alonso, nicht Honda.“

Abgesehen von der Vertragsdauer sind Personalien strittig. Alonso will Vertraute zu McLaren mitnehmen. Boullier lehnt ein „Team Alonso“ im Team McLaren aber ab. Hier müssen sich beide Seiten aufeinander zubewegen. Allerdings scheint dem Franzosen in dem Vertragspoker so langsam der Geduldsfaden zu reißen. Boullier stellte Alonso ein Ultimatum: „Zwischen Brasilien und Abu Dhabi muss eine Entscheidung fallen.“ Sonst könne das Konsequenzen haben, drohte der Teamchef, mit seinem Fahrerduo Jenson Button und Kevin Magnussen weiterzumachen. Wenn sein Wunschkandidat zusagt, muss entweder der britische Weltmeister von 2009 oder der junge Däne weichen. Alonso konterte kühl: „Es gibt keine Deadline. Ich kann entscheiden, wann ich will.“

Denkbar ist auch ein Sabbatical: Sollte es mit McLaren wider Erwarten nicht klappen und Ferrari-Millionen nur im Fall eines Nicht-Starts fließen, müsste Alonso mangels interessanter Alternativen ein Jahr aussetzen. Er scheint eh stark interessiert an einem Silberpfeil-Cockpit für 2016 zu sein. Indes erklärte Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda gegenüber „ams“: „Wir haben ihm klipp und klar gesagt, dass wir mit Hamilton weiterfahren möchten. Nach der Saison setzen wir uns zusammen.“ Während Nico Rosberg seinen Vertrag im Sommer langfristig verlängert hat, läuft Hamiltons Kontrakt nach 2015 aus.