Schneller in Fahrt als Schumi: Räikkönen will Sieg

Valencia (dpa) - Kimi Räikkönen gelang schon im vierten Rennen nach seiner Rückkehr, worauf Michael Schumacher seit nunmehr 45 Grands Prix wartet. Der Weltmeister von 2007 raste früh in seinem ersten Comeback-Jahr aufs Podest.

Und dann noch zweimal nacheinander.

Zuerst in Bahrain als Zweiter, dann beim ersten von zwei Spanien-Rennen als Dritter. „Wenn man so nah dran ist, ist man natürlich auch enttäuscht, wenn man nicht gewinnt“, sagte Räikkönen vor dem Großen Preis von Europa in Valencia.

Beim zweiten Teil der spanischen Formel-1-Reise in diesem Jahr will der „Iceman“ den Pokal mit nach Hause nehmen. Er wäre der achte Sieger im achten Rennen der bisher verrückten Saison 2012.

Allerdings zeigte die Leistungskurve des Lotus-Stars in letzter Zeit ein wenig nach unten. Achter in Kanada, davor nur Neunter in Monaco. WM-Rang sechs mit 55 Punkten. Spitzenreiter Lewis Hamilton hat im McLaren 33 Zähler mehr gesammelt. Räikkönens Manko: Das Qualifying. Mehr als einer vierter Rang in Barcelona sprang nicht heraus. Zum Vergleich: In seinem famosen Titel-Jahr startete er im Ferrari nur zweimal nicht aus den ersten beiden Reihen.

Seitdem sind allerdings einige Jahre vergangen, erstmals treten in dieser Saison sechs Weltmeister an. Nur Räikkönen ist irgendwie noch so wie damals. Jede Presserunde wirkt wie eine quälende Pflichtaufgabe. Die Augen meist hinter einer dicken Sonnenbrille versteckt, die Team-Kappe ins Gesicht gezogen. Die Worte kommen nur im Flüster-Ton über seine Lippen. Räikkönen redet lieber über andere Sachen als die Formel 1. Daran hat sich auch nach seinen zwei Jahren Abstinenz mit einem wenig erfolgreichen Abstecher in die Rallye-WM nichts geändert.

Hinzu kamen jüngst Bedenken über seine Arbeitseinstellung. Schon in den Winter-Tests machte dem Finnen die Lenkung im Lotus Probleme. In Monaco verzichtete er daraufhin auf eine ganze Trainingseinheit. Vom Team bekam er Rückendeckung. „Das gehört alles zum Gewöhnungsprozess zwischen Team und Fahrer“, sagte Teamchef Eric Boullier. Im internen Duell mit dem ehemaligen GP2-Meister Romain Grosjean hat Räikkönen bislang allerdings auch nur zwei Punkte mehr geholt. Der Franzose wurde zuletzt in Montréal Zweiter. Er könnte Räikkönen auch in Valencia einen Strich durch die Rechnung machen.

Zum bislang letzten Mal stand Räikkönen beim Großen Preis von Belgien am 30. August 2009 auf dem obersten Treppchen. Dass es in seinem insgesamt zehnten Formel-1-Jahr nach den Stationen Sauber (2001), McLaren (2002 bis 2006) und Ferrari (2007 bis 2009), wo er mit satter Abfindung in der Tasche Fernando Alonso Platz machen musste, auf Anhieb so gut laufen würde, hatten manche erhofft, andere vielleicht erwartet. Räikkönen selbst lässt auch mit 32 Jahren wie früher nach außen kaum eine Regung erkennen. Mit dem ersehnten Sieg dürfte sich das ändern. Zumindest für einen Moment könnte das leise Gebrabbel einem lauten Siegerschrei weichen.