Schumacher-Freund Felipe Massa hört auf
Monza (dpa) - Der Minuten-Weltmeister tritt ab. Felipe Massa will nach dieser Saison und 250 Grand Prix seine Formel-1-Karriere beenden. Dort, wo er lange Jahre sein Heimspiel mit Ferrari hatte, verkündete der 35 Jahre alte Brasilianer seine Entscheidung.
„Was soll ich sagen“, begann er im völlig überfüllten Motorhome seines Noch-Arbeitgebers Williams: „Das wird meine letzte Saison sein. Das werden meine letzten acht Rennen sein.“
Massa wählte den Königlichen Park von Monza ganz bewusst für seine Bekanntgabe. Vor zehn Jahren hatte Michael Schumacher am gleichen Ort erstmals das Ende seiner Karriere bekanntgeben. Massa fuhr in der Saison 2006 zusammen mit dem Deutschen, er nannte ihn immer den Professor. Es war damals Massas erste Saison bei der Scuderia, praktisch sein Lehrjahr.
„Meine Karriere war mehr als ich jemals erwartet hätte, und ich bin so stolz auf das, was ich erreicht habe“, sagte Massa nun. „Ein echt netter Kerl, witzig. Es ist schade, dass er geht. Wir werden ihn vermissen“, betonte Rivale Sebastian Vettel. „Es ist immer ein komisches Gefühl, wenn jemand zurücktritt, der soviel erreicht hat“, meinte der 36 Jahre alte Jenson Button, dessen eigene Zukunft auch noch ungeklärt ist. Er könnte aber sogar Nachfolger Massas bei Williams werden.
Eingestiegen war Massa 2002 mit Sauber. Acht Jahre fuhr er für Ferrari, immer war er nur die Nummer zwei. Zuerst neben Schumacher, dann neben Kimi Räikkönen, der 2007 Weltmeister mit der Scuderia wurde und danach neben Fernando Alonso. Massa ertrug es klaglos, selbst als er wie einst beim Deutschland-Rennen 2010 per Funk zu hören bekommen hatte: „Fernando ist schneller als Du. Kannst du bestätigen, dass du die Nachricht verstanden hast?“ Er hatte: Massa ließ Alonso vorbei, der in dem Jahr mit Sebastian Vettel im Red Bull um die WM kämpfte. Alonso gewann, Massa wurde Zweiter. Erst später sagte Massa, dass dieses Rennen wohl als einer seiner schwersten Momente in Erinnerung bleiben würde.
Dabei gab es davon mehrere. Sportlich vor allem die verpasste WM 2008. Es wäre perfekt gewesen, das Finale stieg in Sao Paulo, die Stadt aus der Massa kommt. Die Familie jubelte schon in der Ferrari-Box. Zu früh. Massa, Sieger des Rennens, wurde zum traurigen Minuten-Weltmeister.
Lewis Hamilton, damals Fünfter im McLaren, holte sich den Titel - mit einem Punkt mehr als der geschlagene Brasilianer. Im Jahr darauf wurde Massa in der Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn von einer Stahlfeder getroffen, diese hatte sich vom Wagen seines Landsmanns Rubens Barrichello gelöst.
Die Feder schlug gegen Massas Helm, verletzte ihn schwer am Kopf, vor allem das linke Auge. Nach einer Operation wurde Massa ins künstliche Koma versetzt. An Rennfahren war nicht mehr zu denken in diesem Jahr. Michael Schumacher bereitete sich auf ein Comeback vor, um Massa im Cockpit zu ersetzen - Ehrensache für einen guten Freund und den alten Arbeitgeber Ferrari. Es scheiterte an den Auswirkungen eines Motorradunfalls, den Schumacher im Februar desselben Jahres im spanischen Cartagena gehabt hatte.
Massa kehrte zur Saison 2010 wieder ins Formel-1-Auto zurück und strafte alle Zweifler Lügen, als er im ersten Rennen nach seinem Unfall auf Rang zwei raste. Elf seiner 242 Grand Prix gewann Massa, der letzte Sieg ist und bleibt vermutlich das Finale 2008. „Ich weiß, es war keine leichte Entscheidung für ihn“, meinte die Stellvertretende Williams-Teamchefin Claire Williams.