Schumacher: Geschwindigkeit auf und neben der Piste
Berlin (dpa) - Michael Schumacher besiegte seine Höhenangst, er sprang regelmäßig mit dem Fallschirm aus Tausenden von Metern in die Tiefe. Er überstand schwere Unfälle in der Formel 1, die er beherrschte wie vor ihm kein anderer.
Er überlebte einen heftigen Abflug auf dem Motorrad.
Nun kämpft der zweifache Familienvater nach einem Skiausflug in den französischen Alpen fünf Tage vor seinem 45. Geburtstag um sein Leben. An seiner Seite Frau Corinna, seine 16 Jahre alte Tochter Gina-Maria und sein 14 Jahre alter Sohn Mick.
Schumacher, der Familienmensch. Er ist ein fürsorglicher Vater, seiner Gattin hilft er bei ihrer großen Leidenschaft, dem Westernreiten. Seit seinem zweiten Rücktritt aus der Formel 1 vor gut einem Jahr genießt Schumacher sein Leben, dazu gehört durchaus auch das Risiko. Schumacher ist leidenschaftlicher Fallschirmspringer und Motorradfahrer.
Auf zwei Rädern war der gebürtige Kerpener im Februar 2009 verunglückt. Wie schwer die Verletzungen damals waren, wurde zunächst nicht klar. Später zeigte sich, dass Schumacher großes Glück im Unglück hatte, als er im spanischen Cartagena mit seiner Maschine abgeflogen war. Er erlitt damals unter anderem eine Schädelverletzung. Die gesundheitlichen Nachwirkungen machten auch das geplante Comeback für Ferrari im selben Jahr zunichte.
Dennoch kam Schumacher wieder. Einen Tag vor Heiligabend 2009 gaben er und der deutsche Werksrennstall das Comeback bekannt. Er fühlte sich damals nach eigenen Worten „gerade wie so ein Zwölfjähriger, der durch die Gegend hüpft, wie ein kleiner Junge“. Die Freude am Fahren blieb, trotz ausbleibender Siege. Schumacher aber sammelte Sympathiepunkte.
Die Maske von einst war gefallen. Kompromisslos, besessen, perfektionistisch - das war Schumacher immer. Nur sah man es ihm in seiner ersten Karriere von 1991 bis einschließlich 2006 auch an. Sobald Kameras in der Nähe waren, wirkte Schumacher unterkühlt und distanziert.
Ein Weltmeister der Herzen wurde der Rheinländer für viele nicht. „Ich bin kein Mensch, der gerne Emotionen zeigt, außer bei denen, die mich gut kennen“, erklärte der Kerpener einmal: „Ansonsten kontrolliere ich mich, so gut es geht, was den Leuten vielleicht nicht das richtige Bild davon gibt, wer ich bin.“
Schumacher kontrollierte sich und seine Gegner. Er gewann 91 Grand Prix - so viele wie kein anderer. Er wurde sieben Mal Weltmeister. So oft wie kein anderer. Er stand 68 Mal auf Pole. Mehr als jeder andere. Was nicht erfolgreich war, machte Schumacher erfolgreich.
Am 25. August 1991 bestritt Schumacher im belgischen Spa-Francorchamps das erste von 306 Rennen - die Anekdote von der Übernachtung in einer Jugendherberge mit seinem damaligen Manager Willi Weber ist legendär. Ein Jahr später gewann Schumacher seinen ersten Formel-1-Lauf. Wieder in Spa. Die Strecke in den Ardennen wurde so etwas wie Schumachers Formel-1-Wohnzimmer.
In der früher noch viel gefährlicheren Formel 1 erlebte Schumacher in Silverstone am 11. Juli 1999 seinen schwersten Unfall. „Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus“, erinnerte sich der Rheinländer einmal. „Und dann denke ich: 'Aha, so fühlt es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist'.“ Er hatte sich damals letztlich „nur“ das Schien- und Wadenbein gebrochen - 98 Tage nach dem Crash im Ferrari kam Schumacher damals zurück.