Bangen um Schumi - Heimatstadt Kerpen entsetzt
Kerpen (dpa) - Das Entsetzen ist groß in Schumis Heimatstadt Kerpen. Am Tag nach dem schweren Skiunfall des Formel-1-Rekordweltmeisters in den französischen Alpen bangt die rheinische Stadt bei Köln um ihren prominentesten Bürger.
Während in Frankreich Spezialisten um das Leben von Michael Schumacher ringen, versuchen seine Fans daheim, den Schock zu verarbeiten. Sie verfolgen jede Information aus Grenoble, beten, drücken feste die Daumen, schicken Genesungswünsche an die Familie ihres Idols, an die Stadt und an Fanclubs.
„Es ist entsetzlich, für uns alle. Aber natürlich ist es besonders hart für seine Frau Corinna und die beiden Kinder. Wir alle hoffen, dass er gut durchkommt“, sagt die Kerpenerin Claudia Akhavan. „Es geht mir sehr nahe - und nicht nur mir natürlich“, sagt auch ein Passant, der Schumi persönlich kennt. „Ich habe ihn früher öfters getroffen - der Kontakt lief über meine Ex-Frau.“ Der Mann kann kaum fassen, was aus Frankreich gemeldet wird: „20 Jahre fährt er Formel 1, praktisch nichts wirklich Gravierendes ist passiert. Und jetzt das beim Skifahren im Urlaub.“
Mit einem Schädel-Hirn-Trauma war Schumacher nach einem schweren Sturz ins Krankenhaus gebracht worden. Noch am Sonntag mussten Ärzte bei der Motorsport-Legende eine Not-OP vornehmen. Sein Zustand wird als „außerordentlich ernst“ eingestuft. Die Nachrichten aus Frankreich machen vielen in der 65 000-Einwohner-Stadt schwer zu schaffen. In Kerpen hatte der spätere siebenfache Weltmeister seine ersten motorisierten Runden gedreht, schon als vierjähriger Knirps. Noch vor der Einschulung fiel der kleine Michael als großes Ausnahmetalent auf.
Der Vorsitzende des Michael-Schumacher-Fan-Clubs Kerpen, Michael Viehmann, hofft: „Er ist ein Kämpfertyp. Der schafft das. Er ist gut durchtrainiert und ehrgeizig, er wird das packen.“ Die ganze Nacht über baten ihn Fans um Infos. „Die Betroffenheit ist riesengroß. Manche schreiben, es könne kein Leben ohne Schumi geben“, sagt Viehmann. Einige französische Mitglieder des Fan-Clubs harrten derzeit vor der Klinik in Grenoble aus. „Schumi hatte schon mehrere Unfälle. Und immer war ein Schutzengel dabei. Ich glaube fest, dass er auch in den Alpen einen Schutzengel dabei hatte.“
Reiner Ferling, der zweite Vorsitzende des Clubs, berichtet: „Die Anteilnahme ist gewaltig. Wir haben Anfragen aus Nordamerika bis China.“ Die Schumacher-Kartbahn in Kerpen blieb am Montag - wie üblich - geschlossen. Nur einzelne Fernsehübertragungswagen harrten aus. Auch in der Fußgängerzone waren Kamerateams zu sehen.
Kerpen ist stolz auf Schumi. Bürgermeisterin Marlies Sieburg (SPD) ist eine von vielen, die „gute Genesung“ wünscht. Kauffrau Kim De Silva hofft auf positive Nachrichten - am besten noch vor Schumachers 45. Geburtstag am 3. Januar. „Er ist der ganz große Sympathieträger hier, auch bei Leuten, die keine Formel-1-Fans sind.“
„Er ist noch so jung, er hat zwei Kinder, wir alle wünschen der Familie das Allerbeste“, sagt Sibylle Oebel, Inhaberin eines Blumenladens. „Wir haben ihn gekannt, er ist nebenan zum Friseur gegangen, von uns kam der Blumenschmuck für die Beerdigung seiner Mutter vor einigen Jahren.“ Obwohl Schumacher mit seiner Familie am Genfer See lebt, bleibe er Kerpener, sagen die Kerpener. „Schumi ist heimisch hier, er ist noch viel unterwegs in Kerpen“, sagt Fan Thomas (35). „Er ist einer von uns geblieben.“