Sebastian Vettel: Der manische Titeljäger
Sebastian Vettel wird am Sonntag wohl zum vierten Mal Weltmeister. Dabei ist die Saison noch lange nicht zu Ende.
Düsseldorf. Christian Horner ist ein cleverer Mann. Der Teamchef vom Formel-Imperium Red Bull ist auch ziemlich erfolgreich. Am Sonntag wird er aller Voraussicht nach mit seinem Fahrer Sebastian Vettel den vierten WM-Titel in Serie feiern, daran zweifeln nur noch sehr wenige Menschen. Aber Horner ist nicht so clever, als dass er die am Reißbrett geplante Titelverteidigung von epischem Vorsprung einmal durch einen mutigen Spruch auflockern würde.
„Wenn es irgendwelche T-Shirts gibt, habe ich sie noch nicht gesehen“, sagte Horner gestern im indischen Greater Noida zu potenziellen Titel-Jerseys. Und weiter: „Es wäre klug, sie von mir fernzuhalten.“ Bloß nicht zu früh freuen, kein Wagnis. Auch Rennen Nummer 16 von 19 muss erst gefahren werden. Muss Vettel erst fahren.
Dabei wird Horner selbst keinen Zweifel haben, dass Indien der heimliche Endpunkt einer Saison ist, die die gesamte Branche danach noch nach Abu Dhabi (3.11.), in die USA (17.11.) und nach Brasilien (24.11.) führen wird. Dann wohl in der Gewissheit, dass der Beste der Branche zum vierten Mal in Folge in Sebastian Vettel bereits gefunden ist.
Am Freitag war die Ouvertüre imposant. Klare Tagesbestzeit für Vettel vor Teamkollege Mark Webber. Der einzig verbliebene, aber dennoch meilenweit abgeschlagene WM-Kontrahent Fernando Alonso musste sich nach einigen Problemen mit Platz fünf begnügen. Vettel prescht trotzdem nicht vor, er hält es wie Horner. Nur so viel: „Es ging heute ganz gut, wir hatten schlimmere Freitage.“
Mit der Bürde von 90 Punkten Rückstand auf Vettel vor dem viertletzten Rennen geht Alonso ins Qualifying. Seine Sache ist extrem aussichtslos. Selbst wenn es da gut läuft: Nicht einmal der erste Grand-Prix-Erfolg nach mehr als fünf Monaten bringt ihm eine Titel-Schonfrist, wenn Vettel zumindest als Fünfter über die Ziellinie rollt.
Selbst wenn der Heppenheimer am Sonntag in Indien nicht in die Punkteränge fährt, müsste Alonso mindestens Zweiter werden, um die Entscheidung noch einmal in Richtung Abu Dhabi aufzuschieben. „Ich überlege nicht wirklich, wo wir landen müssen, was andere machen müssen, damit wir den Titel holen. Ich fahre voll auf Sieg“, hat Vettel gesagt, weil er so etwas immer sagt.
Schon 2011 und 2012 gewann er das Rennen in Indien, Red Bull, so hört man, hat an einem geheimen Ort dann auch doch schon eine kleine Feier geplant. Auch wenn nicht viel Zeit bleibt. Nach dem WM-Titel ist vor dem nächsten Grand-Prix-Sieg. Der Tross zieht am Montag weiter nach Abu Dhabi. Die Formel 1 ist gnadenlos. Aber da passen Sebastian Vettel und Red Bull ganz gut hinein.
Der Große Preis von Indien Sonntag, 10.30 Uhr/RTL