Todt: „Formel 1 stabiler als in den vergangenen Jahren“
Spielberg (dpa) - Weltverbandspräsident Jean Todt sieht trotz der Diskussionen um Kostensenkungen und zu wenig Abwechslung die Formel-1-Zukunft optimistisch.
Die Gefahr, dass Teams noch in dieser Saison aus finanziellen Gründen aufgeben müssen, beunruhigt ihn kaum. „Es kann passieren, dass es einige nicht schaffen“, sagte der Chef des Internationalen Automobilverbands FIA im Interview der „Salzburger Nachrichten“. „Wir hatten die Situation doch oft. Ich bin überzeugt: Derzeit ist die Formel 1 stabiler als in vergangenen Jahren.“
Der Franzose verwies auf neue Rennställe, die in die Königsklasse drängen. Ein Projekt läuft derzeit in den USA unter der Leitung des NASCAR-Teambesitzers Gene Haas. 2016 soll das Team einsteigen. Ein weiteres plant angeblich der ehemalige Formel-1-Rennstallchef Colin Kolles.
Nach den monatelangen Verhandlungen um ein Ausgabenlimit haben sich die Teams zum Missfallen Todts nur zu wenigen Sparmaßnahmen durchringen können. „Einige Rennställe sind gegenüber Änderungen immer resistent“, meinte der ehemalige Ferrari-Teamchef. „Mir geht es um eine konstruktive Lösung, mit der alle leben können. Ich gebe zu, diese Gespräche verlaufen zäher als erwartet.“ Es werde nie die völlige Übereinstimmung geben, „daher geht es jetzt um einen möglichst breiten Konsens zu einem vernünftigen Kompromiss“.
Am Mittwoch soll der FIA-Weltrat in München das neue Regelwerk für 2015 absegnen. Allerdings liegt dem Gremium nur ein echter Sparvorschlag vor, auf den sich die Teams, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, die FIA und die Veranstalter in der Formel-1-Kommission am vergangenen Mittwoch bei London einigen konnten.
Vor der kommenden Saison sollen die zwölf Testtage nur noch in Europa stattfinden und nicht mehr in Übersee. Die bisher acht Testtage in der Saison werden auf vier reduziert, wovon zwei nur Nachwuchspiloten vorbehalten sein sollen. „Aus meiner Sicht sind wir noch lange nicht da, wo wir sein sollten und wo wir sein möchten, letztlich auch aus der Perspektive unseres Teams“, meinte Sauber-Teamchef Monish Kaltenborn am Rande des Grand-Prix-Wochenendes im österreichischen Spielberg.
Die kleineren Teams machen seit langem Front gegen die hohen Kosten für die Königsklasse und wollten eine stetig sinkende Budgetgrenze durchsetzen, um mehr Wettbewerbsgleichheit zu erreichen. Zu Jahresbeginn schien bereits ein Durchbruch erzielt, doch die Top-Rennställe wie Red Bull und Ferrari hebelten das Sparpaket im Handstreich wieder aus. Offen ist nun, ob die Hinterbänkler wie indirekt angedroht die EU-Wettbewerbsrechtler einschalten, um die Gegner umfassender Kostensenkungen doch noch zum Einlenken zu zwingen.