Ohne Vettel-Chef Mateschitz geht nichts

Spielberg (dpa) - Solche Termine vermeidet Sebastian Vettels Chef eigentlich lieber, doch diesmal mochte Dietrich Mateschitz nicht Nein sagen. Vor dem Formel-1-Rennen am Sonntag auf seinem Red Bull Ring erhielt Österreichs reichster Mann den - wie passend - Ehrenring der Steiermark.

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„Ich bin ein steirischer Patriot, es ist die einzige Auszeichnung, die ich annehme“, sagte Mateschitz. Ansonsten hält sich der Brause-Unternehmer zumeist fern der Öffentlichkeit. Der rote Teppich ist nicht sein bevorzugter Untergrund. Dabei fällt der 70-Jährige als Typ auf: hochgewachsen, stets braun gebrannt, grau melierte Haare, Drei-Tage-Bart. Auch beim Grand Prix in Spielberg wird der Milliardär wohl nicht freiwillig vor Kameras auftauchen: „Das wird unverändert unwahrscheinlich sein.“.

Doch seine Marke Red Bull ist stets präsent. Symbolhaft überragt eine 14,6 Meter hohe und 68 Tonnen schwere Bullenstatue aus Eisen wie ein Herrschaftszeichen die Strecke im Murtal. Und die Region weiß, was sie „Didi“ schuldig ist. „Dank an Didi Mateschitz“ ist auf neun verpackten Strohballen geschrieben, die auf einem Parkplatz stehen.

Mateschitz ist 60 Kilometer von Spielberg aufgewachsen. Dass dort nach elf Jahren wieder ein Großer Preis von Österreich stattfindet - in einer Zeit, in der Europa-Rennen von der Formel-1-Landkarte verschwinden -, ist sein Werk. „Ohne ihn würde es keinen Grand Prix von Österreich geben, sicher nicht“, betont Königsklassen-Chef Bernie Ecclestone.

Mit dem Rennen auf dem neu erbauten, hochmodernen Kurs hat sich Mateschitz zu seinem 70. Geburtstag nicht nur selbst beschenkt, sondern die gesamte Gegend. Bis 2020 soll das Rennen bleiben.

Rund 250 Millionen Euro hat er angeblich in die Anlage gesteckt, seit er 2004 den damaligen A1-Ring kaufte. Weitere Millionen aus seinem auf 6,5 Milliarden Euro geschätzten Vermögen investierte er in Infrastruktur, Hotels und um die Gegend aufhübschen zu lassen.

Mateschitz ist aber nicht nur Lokalpatriot, sondern vor allem Geschäftsmann. Er besitzt 49 Prozent am Red-Bull-Konzern und baute seit der Markteinführung des Energy-Drinks 1987 ein Imperium auf. 2013 wurde nach eigenen Angaben 5,387 Milliarden Dosen verkauft, der Umsatz lag erstmals über fünf Milliarden Euro.

Auch wer das Getränk nicht konsumiert, kennt die Marke. Geschätzt ein Drittel des Umsatzes steckt das Unternehmen in das Marketing. Veranstaltungen und Protagonisten in Kultur und vor allem im Sport werden gesponsert. Und nun auch ein Formel-1-Rennen.

Von Snowboardern bis hin zum Stratosphären-Springer Felix Baumgartner reicht das Portfolio. Hauptsache: jung, cool, dynamisch, spektakulär. Die Homepage liefert eine Bilderflut als Beweis. Mittlerweile ist Red Bull auch in klassischen Sportarten wie Fußball engagiert: Österreichs Fußball-Meister RB Salzburg, Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig und New York Red Bull zählen zum Reich der Roten Bullen.

Seit 2004 mischt Mateschitz in der Formel 1 mit. Damals kaufte er den Jaguar-Rennstall und benannte ihn in Red Bull um, 2005 kam in Toro Rosso (ehemals Minardi) ein zweites Team dazu. Anfangs beeindruckte Red Bull mehr mit Partys als mit PS. Doch längst sind Mateschitz und seine beiden Formel-1-Abteilungen feste Größen. Viermal nacheinander gewann Red Bull den Fahrer-Titel durch Vettel und die Team-Wertung.

Das Tagesgeschäft überlässt Mateschitz anderen wie Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Helmut Marko. „Er mischt sich nicht ein“, versichert Horner. Gleichwohl stellte der Brite klar: „Alle großen Entscheidungen gehen über seinen Schreibtisch.“

Ob sich Mateschitz auf seiner Hausstrecke - in aller Stille - über einen Sieg seiner rasenden Angestellten Vettel oder Daniel Ricciardo freuen darf, ist ziemlich ungewiss. Zu überlegen scheint Konkurrent Mercedes mit WM-Spitzenreiter Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Und noch eines wird der „Didi“ nicht richten können: das Verkehrschaos, wenn am Wochenende über 200 000 Zuschauer in die Provinz strömen. Auch die 1000 Fahrräder, die er zur Verfügung stellt, helfen kaum.